Woran erkennt man eigentlich einen exzellenten deutschen Wein - und wie findet man beim Einkauf in der Fülle der Weine den besten Tropfen? Ganz einfach: Man sucht nach den entsprechenden Siegeln. Findet sich auf dem Etikett ein Hinweis auf „VDP“ und/oder „GG“, ist der Weinliebhaber auf der sicheren Seite.
Die unscheinbar daherkommende Abkürzung VDP ist ein Garant dafür, einen exquisiten Schluck Wein genießen zu dürfen. Sie steht für den „Verband deutscher Prädikatsweingüter“.
Dieser traditionsreiche Verband widmet sich in erster Linie der Herkunft der für den Wein verwendeten Trauben - denn diese Herkunft spielt bei der Herstellung die wichtigste Rolle. Je kleiner das Gebiet ist, in dem die Trauben geerntet werden, umso höher ist in der Regel die Qualität des Weines. Dabei fallen auch die so genannten Grossen Gewächse ins Gewicht, denn sie gehören ebenfalls zum unverzichtbaren Qualitätsmerkmal exzellenter Tropfen.
Die Winzer haben sich selbst dazu verpflichtet, nur nach besonders hohen Standars zu arbeiten und auf Basis dieser freiwilligen Verpflichtungen nachhaltig beste Weine zu produzieren. Dafür haben sie das Siegel mit dem Traubenadler als Kennzeichnung entwickelt, an dem die Verbraucher sich beim Einkauf orientieren können. Zehn dem Bundesverband untergeordnete Regionalverbände bestimmen die Rebsorten, die in der jeweiligen Region angepflanzt werden sollten, und haben sich dabei auf ungewöhnlich hohe Standards bei der Qualitätsbeurteilung von Anbau und Produktion geeinigt.
Die Klassifizierungs-Pyramide ist nochmals in vier Segmente aufgeteilt, woraus sich vier Qualitätsstufen ergeben: Es gibt den Gutswein mit sehr ansprechendem Preis-Leistungsverhältnis in der Stufe 1, den Ortswein in der Stufe 2, der den Charakter des Anbauortes bestmöglich widerspiegeln soll, die Erste Lage in der Stufe 3, dessen Trauben unter hervorragenden Bedingungen gereift sind und der schon seit längerem für seine ausgezeichnete Qualität bekannt ist, und an der Spitze der Pyramide die Grosse Lage, die Weine der Kategorie Grosses Gewächs bietet.
Oberste Priorität beim Anbau aller Qualitätsstufen des Verbandes ist eine umweltschonende Bewirtschaftung in ökologisch verträglicher Ausrichtung. Auf chemische und synthetische Schädlingsbekämpfung wird komplett verzichtet; gedüngt wird ausschließlich mit Kompost, Humus oder anderen organischen Hilfsmitteln. Auch müssen die verwendeten Rebsorten ein natürliches Vorkommen in der Region aufweisen können - exotische Spielereien oder Misch-Weine wird man bei den Verbands-Weinen vergeblich suchen. Was zählt, sind charakteristische, bewährte Sorten wie zum Beispiel der Riesling in der Pfalz, gefolgt vom dort fest verwurzelten Grau- , Weiß- und Spätburgunder.
In der Weinregion Ahr hingegen spielt der Rotwein die erste Geige - denn so will es die Tradition; rote Trauben gedeihen hier besonders gut. Der Riesling hat bei den Verbands-Weinen dennoch insgesamt den Löwenanteil.
Auch die Höchsterträge stellen eines der Qualitätsmerkmale des Verbands dar - aus einem Hektar Weinberg dürfen maximal 75 Hektoliter Most produziert werden, damit das intensivere Aromaprofil der Weine in jedem Falle gesichert ist. Manche der Winzer unterschreiten diese Grenze sogar freiwillig, um ein hohes Lagerpotenzial ihrer Weine zu garantieren. Es geht im VDP nicht um Quantität, sondern immer um Qualität.
Was aber genau hat es nun mit den so genannten Grossen Gewächsen an der Spitze der Qualitäts-Pyramide auf sich?
Sie stellen die höchste Klassifikationsstufe für trockene Weine aus dem Verband dar. Ein Grosses Gewächs muss ein bestimmtes Mindestmostgewicht samt Spätlesequalität aufweisen können. Sprich: Die Trauben dürfen nicht zu früh geerntet werden und müssen zu den traditionellen Rebsorten des jeweiligen Anbaugebietes gehören - wie zum Beispiel der Riesling oder der Spätburgunder in der Pfalz. Grosse Gewächse sind immer den trockenen Weinen zugeordnet. Ganz wichtig dabei: Die Lese der Trauben darf nur per Hand erfolgen; es dürfen dabei keine erntebeschleunigenden Maschinen und andere moderne Gerätschaften zum Einsatz kommen. Die Ertragsmenge ist ebenfalls beschränkt. Grosse Gewächse erhalten außerdem ein Extra-Siegel mit der Kennzeichnung „GG-Traube“.
Aus all diesen Gründen bekommen Winzer ihre Mitgliedschaft nicht geschenkt, sondern müssen sich einem mehrjährigen Bewerbungsverfahren unterziehen, bei denen der Betrieb und seine Bewirtschaftung ganz genau unter die Lupe genommen werden. Auch die Außendarstellung des Betriebes wird dabei geprüft. Weine, Winzer, Ernteverfahren und Produktion müssen sozusagen zu einer Art Weinbau-Gesamtkunstwerk verschmelzen, um den hohen Standards des Verbandes deutscher Prädikatsweine entsprechen zu können.
Zu besten und bekanntesten VDP-Weinen, teilweise auch auch aus der Kategorie Grosse Gewächse, gehören unter anderem die Kiedrich Gräfenberg vom Weingut Robert Weil, der Rüdesheim Schlossberg Riesling vom Weingut Georg Breuer, der Geisenheim Rothenberg Riesling von Weingüter Wegeler - Gutshaus Rheingau oder der Scharzhofberger, Weingut Egon Müller zu Scharzhof ... um nur einige zu nennen.