Bordeaux ist eine Stadt in Südfrankreich. Sie stellt seit Jahrhunderten das Vorbild der gesamten Weinwelt dar und hat bis heute nichts von der Einzigartigkeit in Sachen Wein und Kultur verloren. Ihr Ansehen erhielt die Stadt Bordeaux nicht alleine durch die hochwertigen Bordeauxweine, sondern auch durch die gute Küche und das bauliche und kulturelle Erbe der Stadt. Die gesamte Weinwelt, ob in Frankreich, Kalifornien, Australien oder Italien, orientiert sich an dem Stil und der Qualität der Bordeauxweine.
Der Anbau der Reben findet auf sehr mageren Böden statt. Allerdings ist dieser Mutterboden in der Lage, enorm viel Wasser und Wärme zu speichern bzw. zu erhalten. Diese Bedingungen und das milde winterliche Klima sowie der lange Sommer (hohe Anzahl an Sonnenstunden im Jahr !), sind ideal für die Weinreben und führen deshalb zur Herstellung der einzigartigen Bordeaux Weine.
Die Stadt Bordeaux ist ich acht städtische Verwaltungseinheiten (Arrondissements) aufgeteilt. Die ersten sechs liegen auf der linken Seite des Garonne-Ufers, welche von Norden nach Süden durchnummeriert werden. Der siebte Verwaltungsbereich ist auf der rechten Seite von dem Garonne-Ufer ansässig. Mit dem achten Verwaltungsbereich ist der Stadtteil Cauderan gemeint.
Die Geschichte von Bordeaux wurde bereits über 2.300 Jahre lang erfasst. Sie wurde von den Kelten, den Römern, den Franken und den englisch-/ französischen Gegensätzen geprägt. Seit dem 15. Jahrhundert verbindet man Bordeaux urtypisch mit Frankreich. Im 3. Jahrhundert erhielt der Bordeaux Wein seine erste große „Blüte“ und hielt mehrere hundert Jahre an. Im fünften Jahrhundert folgte für Bordeaux ein prägender Tiefschlag, als die Westgoten Bordeaux verwüsteten und später die Stadt von den Franken eingenommen wurde. Viele Flächen wurden verwüstet, Krankheiten brachen ein und Leid überkam die einheimische Bevölkerung. Im 9. Jahrhundert plünderten die Normannen die Stadt erneut aus. Erst nach dieser Zeit begann sich Bordeaux langsam zu erholen. Vom 12. bis zum 15. Jahrhundert erlebte Bordeaux durch die Führung der Könige in England seine zweite „Blüte“. Die Dritte „Blütezeit“ folgte dann durch den aufkommenden Seehandel im 18. Jahrhundert und führte zu einem neuen Reichtum in der Region. Im 20. Jahrhundert, trotz des Ersten und Zweiten Weltkrieges, blieb Bordeaux nahezu unbeschädigt. Während der Kriege war die Stadt Bordeaux eine Hochburg der Resistanze, Widerstand wurde hier vorgelebt und in die Tat umgesetzt.
Den ausstehenden Strukturwandel begann Bordeaux erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts. Es wurden Anpassungen auf kultureller und landwirtschaftlicher Ebene vollzogne. Diese neuen Richtlinien waren längst überfällig und halfen den Erzeugern, neue Qualitätsmaßstäbe zu setzen und die Bordeauxweine auf ein neues Niveau zu heben. Erst in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts wurde der Stadt ihr historisches Erbe vollends bewusst. Die Altstadt wurde verkehrsberuhigt umgestaltet und historische Gebäude aufwendig und teuer saniert. Der Tourismus fand nun mit großen Schritten seinen Weg nach Bordeaux. Dies geschah autark von der langen Weinbautradition und begründete eine neue Einnahmequelle für die Menschen der Region.
Der Bordeaux Wein wird aus einem Verschnitt verschiedener Rebsorten hergestellt. Die besondere Auswahl von Weinen, welche zusammengeführt werden, dient dem speziellen Charakter der Bordeauxweine. Sie verfeinern das Gesamtbild und führen zu einem fast unnachahmlich eigenständigen Geschmack. Nach den klimatischen Bedingungen eines jeden Jahrgangs werden die Bordeaux Weine aus drei bis fünf Wein - Varianten verschnitten. In der Regel sind es aber mindestens zwei Rebsorten. Als Ausnahme gelten hierbei die hochwertigen Pomerol Weine wie Chateau Pertus, welcher aus Merlot bereitet wird. Ab und an entstehen auch am linken Ufer reinsortige Weine wie beispielsweise der 1994er Chateau Lafite Rothschild, welcher ein 100 Prozent Cabernet Sauvignon Wein darstellt.
Die berühmtesten Weine wie Lafite Rothschild, Mouton Rothschild, Chateau Margaux, Chateau Latour, Haut Brion, Leoville Las Cases, Chateau Palmer oder Pichon Baron werden vorwiegend aus vier Rebsorten gekeltert. Dies sind Cabernet Sauvignon, Merlot, Petit Verdot und Cabernet Franc. Der Hauptbestandteil des Bordeaux Weinanbaugebietes ist mit roten Weinstöcken bepflanzt, allerdings sind auch einige weiße Sorten wie die edelsüße Semillon Traube (Chateau D´Yquem) präsent. Trockene Weißweine werden aus Sauvigon Blanc gekeltert, bilden aber nur einen kleinen Bestandteil der Bordeaux Weine. Hier wäre der weltbekannte Haut Brion blanc zu nennen (beste Jahre 1989, 1990, 2000 und 2005).
Nicht nur der Wein, auch die abwechslungsreiche Küche macht Bordeaux so berühmt und einzigartig. In einer Vielzahl von Spezialitäten wird der Bordeauxwein verwendet. Einige Gewürze wie Knoblauch und Zwiebeln werden mit diesen Weinen teilweise ersetzt und der Rebensaft findet Anwendung in viele Soßen und Speisen. Eine besondere Spezialität in Bordeaux ist das sog. „Lamproie a la Bordelaise“, was so viel bedeutet wie „Neunauge“. Das Neunauge ist ein schlangenförmiger Fisch, dessen rotes Blut mit Bordeauxwein zu einer aufwendigen Sauce verarbeitet wird.
Wie bereits beschrieben, erzeugt ein Chateau einen einzigen, besonderen Wein. Hier findet sich auch die Bezeichnung „Grand Vin“ wider. Dieser bildet den Cru eines Erzeigers und stellt das Prunkstück der Produktion dar. Weitere Partien und Fässer, welche von der Qualität für einen Cru Wein nicht in Frage kommen, werden häufig als Zweitwein etikettiert oder als Gutswein abgefüllt.
Durch die unterschiedlichen Qualitäten der Erzeuger und dessen Kellertechniken bildeten sich in den vergangenen Jahrhunderten schnell unterschiedliche und abweichende Hierarchien heraus. Im Jahre 1855 fand dann die offizielle Klassifikation zu den Weinen aus dem „Médoc“ und der Süßweine des „Barsac - Sauternes“ statt. Diese Klassifikation wurde zur Weltausstellung in Paris auf Grundlage uralter Dokumente erstellt und stellte eine echte Neuerung dar. Viele Erzeuger missbilligten aber dieses Vorgehen, weil Sie um ihre Existenz und Absatzprobleme ihrer Weine fürchteten. Es war eigentlich vorgesehen, diese Einteilungen zu erweitern und anzupassen. Tatsächlich ist aber seither nur eine einzige Revision, der Aufstieg von „Château Mouton Rothschild“, in die erste Klasse im Jahr 1973 gelungen.
Die Klassifikation von 1855 ist heute sicherlich nicht immer auf dem aktuellen Stand. Einige schwächer bewertete Güter haben einen enormen Aufstieg erfahren und ehemals hochbewertete Erzeuger sind durch Fehler oder mangelnden Einsatzes abgefallen. Dies macht es für die Leihen sehr schwierig, eine fundierte Kaufentscheidung für Bordeauxweine auf Grundlage der Klassifikation von 1855 zu treffen. Jedoch sind die als premier cru classé Weine deklarierten Güter immer noch das Non-Plus-Ultra der Region !
Ein Neues Phänomen in Bordeaux, unabhängig von der beschriebenen Klassifikation, nahm in den neunziger Jahren des vergangenen Jahrhunderts seinen Anfang - die sog. Garagenweine. Diese Weine werden von kleinen Weingütern mit dem höchstmöglichen Qualitätsanspruch in Kleinstmengen hergestellt. Diese Kreszenzen gelten als Kultweine für den Weinkenner und die Feinschmecker weltweit und sind gerade bei Millionären und Milliardären beliebt. Die Trauben, die bei der Produktion verwendet werden, zeichnen sich durch eine höchst mögliche Reife des Lesegutes, eine starke Konzentration und einen extremen Einsatz von neuen Barriquefässern (kleine Fässer) aus. Viele etablierte Weingüter sehen den Garagenwein als Modewein an und nehmen dessen Aufstieg nicht oder nur missbilligend wahr. Der wohl bekannteste Garagenwein ist Chateau Le Pin, ein extrem teurer Wein in fast verschwindend kleiner Auflage. Die besten Jahrgänge des Le Pin waren 1982, 1989, 1990 und 2000 sowie 2005. Er ist aber für den Ottonormalverbraucher nicht zu bezahlen, der Jahrgang 1990 kostet über 3.000 Euro.
Jahr für Jahr erkennt der Weinliebhaber in der Preisbildung für die Cru Classé Weine starke Schwankungen. Früher entstand dies hauptsächlich durch die unterschiedlichen Qualitäten der Weinjahre und der unterschiedlichen Produktionsmengen im Jahreswechsel. Auch der Dollarkurs spielte und spielt eine Rolle. Heute werden die Preise allerdings fast ausschließlich durch die Bewertungen der Weinpäpste wie Robert Parker bestimmt und die Nachfrage aus Asien und Russland sorgt für einen weiteren Preisanstieg, gerade bei den begehrten und bekannten Chateau Weinen.