Eine Ausnahme bei der 1855 festgestellten Klassifizierung des Bordeaux-Gebietes ist Chateau Haut Brion, da das Weingut durch seine Lage im Gebiet des Graves nicht in der vorgeschriebenen Appelation ansässig ist. Aufgrund seines herausragenden Rufes zur damaligen Zeit, schaffte es Haut Brion allerdings in die Klassifizierung aufgenommen zu werden und erreichte neben Chateau Lafite Rothschild, Chateau Mouton Rothschild, Chateau Margaux und Chateau Latour den Rang eines Premier Grand Cru Classé Gewächses. Seit jeher unterscheiden sich die Weine des Chateau Haut Brion deutlich von denen aus Margaux, Pauillac, St. Julien und des restlichen Haut Médoc. Früher lag Haut Brion mit seinen Ländereien am Rande der Stadt Bordeaux, heutzutage hat sich dies grundlegend geändert, die Großstadt entwickelte sich weiter und schloss schließlich das Anwesen Haut Brion komplett ein. Hierdurch entstand ein individuelles Mirkoklima, welches den Weinen von Chateau Haut Brion unterstützend weiterhilft und Wärme der Stadt speichert.
Die Weinbergslagen auf Chateau Haut Brion sind bestückt mit 45 Prozent Merlot, 40 Prozent Cabernet Sauvignon und 15 Prozent Cabernet Franc. Die gesamte Fläche von Haut Brion beträgt 42,50 Hektar und das Gut zählt somit zu den kleinen 1er cru classé Gütern. Auf Chateau Haut Brion wird neben dem herausragenden Erstwein auch ein sehr guter Zweitwein mit Namen Bahans de Chateau Haut Brion und ein sensationeller weißer Graves als Haut Brion Blanc hergestellt. Die Gesamtproduktion auf Haut Brion beträgt in etwa abhängig von Jahrgang und Qualitätsstufe, etwa 200.000 Flaschen à 0,75.
Historisch gesehen wurde das Anwesen von Chateau Haut Brion erstmals wohl 1423 urkundlich erwähnt. Jean de Pontac, der Inhaber von Haut Brion zu damaligen Zeit, erbaute 1550 sein Anwesen auf den Ländereien des Gutes und investierte großzügig in Fortschritt und Weinbau. Er war ein umtriebiger Mann, immer auf der Suche nach Neuerungen für sein Weingut Chateau Haut Brion. Neben dieser Tätigkeit war er auch Notar, Conseiller du Roi und Präsident des Parlementes von Bordeaux. Nach seinem Tode im Jahre 1589 ging Haut Brion an seinen vierten Sohn mit Namen Arnaud II de Pontac. Es folgten einige weitere Besitzwechsel in der Familie Pontac, bis schließlich 1801 der französische Staatsmann Charles-Maurice de Talleyrand-Périgord Haut Brion erwarb. Aufgrund seiner Tätigkeit als Staatsmann konnte er sich aber nur im begrenzten Umfang dem Gut Haut Brion widmen und veräußerte das Anwesen schon im Jahre 1804. Drauffolgend kaufte im Jahre 1836 Joseph-Eugène Larrieu Chateau Haut Brion und entschloss sich kurzfristig, im Jahre 1841 das fehlende Drittel wieder dem Gut beizufügen. André Gibert wollte im Jahre 1934 das Schloss und das gesamte Anwesen Haut Brion der Stadt Bordeaux zu Schenkung anbieten, unter der Bedingung, dass weiterhin Weinbau auf Chateau Haut Brion betrieben wird. Zähe Verhandlungen und politische Querelen sorgten letztlich dafür, dass Haut Brion von C. Douglas Dillon gekauft wurde. Die Dillons stammen aus einer amerikanischen Bankierfamilie und versuchten von Anbeginn, Chateau Haut Brion weiter voranzutreiben und Verbesserungsmaßnahmen durchzusetzen. Im Moment führt Jean-Philippe Delmas in dritter Generation die Geschicke des Hauses Haut Brion mit Bravur und Geschick. Zu Haut Brion gehören auch La Mission Haut Brion und La Tour Haut Brion, beides herausragende Weine mit Bestnoten aller Weinkritiker. Gerade La Mission Haut Brion ist ein Stern im Graves-Gebiet und hat legaändäre Weine wie die Jahrgänge 1945, 1947, 1953, 1959 und 1961 erzeugt.
Die besten Jahrgänge auf Chateau Haut Brion waren indes ein sehr gutes 1945, 1949, 1953, 1959, ein sensationelles 1961, dann ein toller 1985 und der beste 1989 unter den Grand Cru Classé Gewächsen. Auch 1986 wird vermehrt durch Neubewertungen immer höher eingestuft und ist nach anfänglicher Zurückhaltung und Verschlossenheit auf dem Weg zum Star. Weinkenner sollten also gerade hier zuschlagen und sich noch Flaschen des Chateau Haut Brion 1986 sichern. Ein Preisanstieg ist sicherlich in Kürze zu erwarten !
Einen eher etwas zweifelhaften Ruf genießt Haut Brion. Bei der ersten Begegnung, 1998 bei Drawert, habe ich ihn als großen Wein erlebt mit toller Farbe, Jugend und viel Kraft. Doch schon ein paar Monate später dann eine ziemlich grausame Flasche. Zuletzt 2000 auf einer Probe unverbrauchte, dichte, junge Farbe, feines, sehr elegantes Bouquet, wird mit der Zeit malzig mit Mokka und sehr schön, massive Säure am Gaumen verhindert aber den Trinkgenuß. Für den größten Teil der Flaschen gilt: riechen und nicht trinken- doch dafür ist er deutlich zu teuer! Bei der großen Haut Brion Probe 2006 hatten wir wieder eines der sehr guten Exemplare erwischt. Irre Farbe, tolle Nase mit Teer, Rauch, Ruß und Trüffeln, am Gaumen sehr dicht und lang, aber auch mit viel Säure und Tannin ohne Ende. Der schien immer noch nicht richtig fertig zu sein und nach weiterer Lagerung zu schreien, unfassbar – 97/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker)..
Ganz groß Haut Brion. 1993 auf der Jahrhundert-Probe für mich mit seiner tollen Süße der schönste Wein der Probe und ein ganz großes 100/100 Weinerlebnis. 1997 dann mal etwas über Höhepunkt weg, (war mal) ganz großer Stoff, bei dem astringierende Säure Überhand gewinnt 96/100, und zuletzt 2000 wieder perfekt gereifter Superstoff, nicht Haut Brion-typisch mit malziger Süße, hält sich toll im Glas, entwickelt eine erstaunliche Eukalyptusnote - und das schönste: ein irres Depot: Brombeermarmelade pur. Auch 2005 auf einer Raritätenprobe wieder. Das war Haut Brion vom Allerfeinsten, ein Wein, bei dem von der klassischen Nase über den Gaumen bis zum unendlichen Abgang einfach alles stimmte. Perfektion – 100/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Haut Brion. Silvester 1990 bei Hubi Scheidt habe ich ihn zum ersten Mal trinken dürfen, da war er riesengroß, aber noch längst nicht auf dem Höhepunkt. 1993 bei der Probe eines guten Weinfreundes dann erhaltenes Bouquet mit wenig Cigar-Box, immense Länge, viel Rückrat und Schmelz, schokoladig, etwas Kaffee - 99/100. Auf ähnlichem Nivea im selben Jahr bei Jörg Müller auf Sylt. Dann 1997 bei Willi Krähling meine bisher beste Flasche, absolut perfekt mit wunderschöner Süße, sexier kann Wein kaum sein 100/100. 1998 im Brüsseler Comme Chez Soi tolle Cigarbox-Nase, wurde am Gaumen aber leicht säurelastig, sicher nicht die allerbeste Flasche, trotzdem - 96/100. 2000 in einer großen Probe auf höchstem Niveau gegen 61 nur 2ter Sieger. 2001 reifer Graves in Perfektion mit traumhafter Graves-Nase – 99/100. Bisher meinte ich, dass man, außer in Großformaten, das Glück nicht auf die Probe stellen und den Haut Brion in den nächsten Jahren trinken sollte, schöner wird er bestimmt nicht mehr. Doch eine zuletzt auf der großen Haut Brion Probe 2006 getrunkene Flasche war so außerirdisch gut, dass ich jetzt auch noch mal auf die Suche gehe. Das war einfach ein geiler Stoff, cremige Frucht, Fülle, Schmelz, Süße. Wer hatte mir von diesem göttlichen Elixier nur diese winzige Pfütze eingeschenkt? Das ist ein Wein zum beidhändig trinken aus großen Behältnissen und eine der großen Weinlegenden unserer Zeit – 100/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Sehr oft getrunken habe ich Haut Brion, einen Wein, der sich Ende der 80er und Anfang der 90er ähnlich darstellte wie heute der unverwüstliche 79er. Nach ein paar schwächeren 1teln dann 2003 noch mal eine traumhaft schöne Magnum – 93/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Parker (01.01.1998) : 94 Trinkreife : 1997-2010 This has always been one of the more seductive, savory, complex Haut-Brions of the eighties. My notes have always suggested that it is the quintessentially elegant, finesse-styled Haut-Brion. The color remains a deep ruby/purple with slight lightening at the edge. The knock-out nose of intense jammy black fruits, smoke, cedar, herbs, and new oak is followed by a generously concentrated, rich, gorgeously proportioned and layered Haut-Brion with no hard edges. Everything - alcohol, acidity, tannin - is beautifully integrated into the seamless personality of the 1985. Anticipated maturity: Now-2010. Last tasted 10/97.
Mit 94/100 habe ich den sehr kräftigen Haut Brion damals in den Ankunftsproben vor La Mission gesetzt. Seitdem habe ich ihn gut 20mal getrunken, aber noch nicht richtig reif erlebt. Die letzten 5 Flaschen 2003 und 2004 zeigten einen klassischen, perfekten Pessac, etwas rustikal wirkend durch die immer noch massiven Tannine, der nach noch mal 5 Jahren Lagerung schreit, könnte dann ein harter Wettbewerber für 89 werden, konstant 95+/100. Ähnlich auch 2006 auf René Gabriels großer Haut Brion Probe. Ein klassischer Vertreter seines Jahrgangs. Die massive Tanninstruktur lässt ihn im Moment noch etwas unnahbar und rustikal erscheinen. Er wirkt fast etwas bockig und arrogant. Klar, man spürt das gewaltige Potential und die enorme Dichte. Doch bis zur richtigen Trinkreife, bis die hier sicher möglichen 96/100 erreicht werden, vergehen sicher noch mal gut 5 Jahre. So machte er denn im Herbst 2006 auch wenig Spaß und tat sich nach einer Parade brillianter 86er Kalifornier sehr schwer (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Zu den modernen Weinlegenden unserer Zeit gehört der sicher über 20mal getrunkene Haut Brion. Nach einer kleinen Verschnaufpause um den Jahrtausendwechsel, in der sich dieser immer noch jugendliche Wein etwas verschlossen zeigte, sind da jetzt wieder ohne Wenn und Aber 100/100 im Glas, zuletzt 2007 in der Braui. Inzwischen fast unbezahlbar, aber trotzdem jeden Cent wert (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).