Mein erster großer Bordeaux war im Sommer 1986 Margaux. Ich befand mich damals gerade in der selbstveordneten „Umschulung“ vom Bier- zum Weintrinker. Der Margaux stand für sündhaft teures Geld auf der Karte eines Sylter Restaurants. Ich hätte damals selbst im Traum nicht daran gedacht, so was zu bestellen und zu trinken. Doch ein bekannter Sammler und Menschenfreund wollte mir mit dieser Flasche unbedingt die Augen öffnen. Es ist ihm nachhaltig gelungen. Seitdem verbinden sich mit diesem 61er Margaux, der mir damals eine völlig neue Dimension des Genusses erschloss, sentimentale Erinnerungen. 1993 dann aus der Magnum, unglaublich kräftige, dichte Farbe, feinwürzig, leicht exotische Nase, brauchte Zeit, um sich zu entwickeln – 95/100. 1994 auf der großen Margaux-Probe in der Wachau meine aus der Magnum mein bisher schönster Margaux. Sehr kräftige Farbe, süßlich, opulent, pflaumig und dabei trotzdem fein, schöner, sehr langer Abgang, auf dieser Probe die deutlich beste von vier Magnums – 98/100. Kurz danach in der Korone Assmannshausen eine weitere Magnum, sehr feinduftig und aromatisch, aber der Gaumen kam nicht mit – 93/100. 1997 schien er auf einer 61er Probe aus der 1tel schon deutlich auf dem Abstieg, die Frucht war weg – 90/100. 2001 reife Farbe, in der Nase leichter Stinker, sehr schön und elegant, aber auch schon etwas gezehrt, nicht sehr lang am Gaumen, nur noch in Großflaschen interessant - 91/100. Eigentlich hatte ich den 61er Margaux inzwischen schon abgeschrieben, doch 2007 auf René Gabriels großer Margaux-Probe kam dann eine sensationelle Flasche, aus der dieser hocharomatische, feinduftige, elegante Riese wie eine Eins im Glas stand – 97/100.(Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).