Glen Mhor – Das verschwundene Juwel von Inverness
Glen Mhor (gesprochen "Glen Vor") war eine der beiden legendären Whiskybrennereien in Inverness, die von 1892 bis 1983 den typischen Charakter der nördlichen Highlands in Flaschen füllte. Zusammen mit ihrer Nachbarbrennerei Glen Albyn prägte sie über 90 Jahre lang die Whiskykultur der Highland-Hauptstadt, bevor sie in der großen Brennereien-Krise der 1980er Jahre für immer verschwand.
Die Brennerei war bekannt für ihren traditionellen Produktionsstil – sie verwendete seltene gewölbte Maischbottiche und offene Gärbehälter, was ihrem Single Malt eine unverwechselbare malzig-würzige Note verlieh. Reifung in amerikanischen Eichenfässern veredelte den Whisky zu einem ausgewogenen Hochland-Malt mit Aromen von Honig, getrockneten Äpfeln und einer zarten Haferflocken-Textur, abgerundet durch eine leicht grasige Frische.
Besondere Bedeutung erlangte Glen Mhor durch ihre Experimentierfreude – sie war eine der ersten Brennereien, die mit verschiedenen Fassarten (Sherry, Bourbon, Port) arbeitete. Die wenigen erhaltenen Originalabfüllungen aus den 1960er und 1970er Jahren gelten heute als Raritäten und erreichen bei Auktionen vierstellige Summen.
Heute erinnert nur noch das ehemalige Brennereigelände am Caledonian Canal an Glen Mhor. Doch ihr Whisky bleibt ein faszinierendes Kapitel schottischer Brennereigeschichte – ein Sinnbild für die verlorene Vielfalt der Highland-Malts, das Sammler und Historiker gleichermaßen fasziniert.