Die Domaine de la Romanée-Conti – Die Krönung des burgundischen Weinbaus
Es gibt Weingüter, und dann gibt es die Domaine de la Romanée-Conti – ein Name, der unter Weinliebhabern, Sammlern und Kennern mit einer fast mythischen Ehrfurcht ausgesprochen wird. Kein anderer Wein der Welt verkörpert Eleganz, Rarität und Prestige so sehr wie die Gewächse dieses burgundischen Spitzenguts. Die Domaine, oft einfach DRC genannt, steht für die absolute Spitze des Pinot Noir und Chardonnay, für Jahrhunderte der Tradition und für eine fast obsessive Hingabe zur Perfektion. Ihre Weine sind nicht nur flüssige Kunstwerke, sondern auch begehrte Sammlerstücke, die bei Auktionen regelmäßig sechsstellige Summen erzielen. Doch was macht dieses Weingut so einzigartig?
Eine historische Legende
Die Wurzeln der Domaine de la Romanée-Conti reichen bis ins Mittelalter zurück, als Mönche der Abtei Saint-Vivant die Weinberge der Côte de Nuits kultivierten. Doch der eigentliche Ruhm begann im 18. Jahrhundert, als der Prinz von Conti die namensgebende Romanée-Conti-Lage erwarb und sie zu seinem persönlichen Vorrat erklärte – der Wein war fortan nur für den Hochadel bestimmt. Nach der Französischen Revolution wurde das Gut verstaatlicht, doch im 19. Jahrhundert erwarb die Familie Duvault-Blochet die berühmtesten Parzellen und legte damit den Grundstein für die heutige Domaine.
Seit 1942 wird das Weingut von der Familie de Villaine geleitet, zunächst von Henri Leroy, später in Partnerschaft mit Aubert de Villaine, der bis heute als eine der prägendsten Persönlichkeiten des burgundischen Weinbaus gilt. Unter seiner Führung hat die DRC nicht nur ihre Qualität perfektioniert, sondern auch eine fast philosophische Herangehensweise an das Terroir entwickelt.
Die Grands Crus – Ein Portfolio der Superlative
Die Domaine de la Romanée-Conti besitzt einige der exklusivsten Weinberge Burgunds, allesamt Grands Crus, die jeweils eine einzigartige Ausdrucksform des Pinot Noir (und in einem Fall des Chardonnay) hervorbringen:
Romanée-Conti Grand Cru – Die Krone des Weinguts und einer der teuersten Weine der Welt. Mit nur etwa 450 Flaschen pro Jahrgang ist er eine absolute Rarität. Sein Aromenspiel aus reifen Kirschen, Trüffel, Veilchen und exotischen Gewürzen ist von unvergleichlicher Komplexität, seine Textur seidig, seine Langlebigkeit legendär.
La Tâche Grand Cru – Ein monopole Weinberg, der seit 1933 vollständig der DRC gehört. La Tâche ist oft kraftvoller als Romanée-Conti, mit dunkleren Fruchtnoten und einer mineralischen Prägung.
Richebourg Grand Cru – Ein Wein von opulenter Fülle und großer Tiefe, bekannt für seine aromatische Intensität und langanhaltende Finish.
Romanée-Saint-Vivant Grand Cru – Eleganter und filigraner als Richebourg, mit einer betörenden floralen Note.
Grands-Échézeaux & Échézeaux Grand Cru – Zwei benachbarte Lagen, die etwas zugänglichere, aber dennoch extrem komplexe Weine hervorbringen.
Montrachet Grand Cru – Der einzige Weißwein der Domaine und einer der größten Chardonnays der Welt. Mineralisch, kraftvoll und von atemberaubender Langlebigkeit.
Jeder dieser Weine ist ein Unikat, geprägt von seinem spezifischen Terroir, aber vereint durch die unverkennbare Handschrift der DRC: eine perfekte Balance zwischen Frucht, Säure, Tannin und mineralischer Tiefe.
Die Philosophie – Minimalismus und Perfektionismus
Was die DRC von anderen Spitzenweingütern unterscheidet, ist ihre radikale Konzentration auf das Wesentliche. Die Trauben werden in aufwendiger Handarbeit gelesen, oft in mehreren Durchgängen, um nur die perfekten Beeren zu verwenden. Die Vinifikation erfolgt traditionell, mit langer Maischestandzeit und natürlicher Gärung, ohne übertriebene technische Eingriffe. Der Ausbau im neuen Eichenholz (meist zwischen 80-100%) ist perfekt austariert, sodass das Holz die Frucht nie überdeckt.
Ein entscheidender Faktor ist auch die biodynamische Bewirtschaftung, die seit Jahren praktiziert wird. Die DRC verzichtet auf Herbizide und synthetische Pestizide, arbeitet mit natürlichen Präparaten und respektiert die Rhythmen der Natur. Diese Methode mag für manche esoterisch wirken, doch das Ergebnis spricht für sich: Weine von unvergleichlicher Reinheit und Ausdruckskraft.
Die Weine – Eine sensorische Offenbarung
Eine Flasche Romanée-Conti oder La Tâche zu öffnen, ist kein gewöhnliches Weinerlebnis – es ist eine Meditation. Junge Jahrgänge können noch verschlossen wirken, mit der Zeit entfalten sie jedoch ein Feuerwerk an Aromen: reife rote und schwarze Früchte, Rosenblüten, orientalische Gewürze, feuchte Erde, Trüffel und eine unverkennbare mineralische Prägung. Am Gaumen sind sie dicht, aber nie schwer, mit schwebender Eleganz und einem Finish, das scheinbar ewig anhält.
Die besten Jahrgänge (wie 1945, 1978, 1990, 1999, 2005, 2015) gehören zu den begehrtesten Weinen der Welt und erreichen bei Auktionen regelmäßig Preise jenseits der 50.000 Euro pro Flasche. Doch jenseits des finanziellen Werts sind diese Weine vor allem eines: ein Sinnbild für die höchste Kunst des Weinbaus.
Die DRC als kulturelles Phänomen
Die Domaine de la Romanée-Conti ist längst mehr als ein Weingut – sie ist ein Symbol für Luxus, Exklusivität und handwerkliche Meisterschaft. Ihre Weine werden in den besten Restaurants der Welt serviert, von Sammlern wie Schätze gehütet und in Weinbüchern als Maßstab aller Dinge zitiert. Doch trotz ihres elitären Rufs bleibt die DRC erstaunlich bodenständig. Es gibt keine pompösen Marketingkampagnen, keine künstliche Verknappung – nur das unermüdliche Streben nach dem besten möglichen Wein.
Fazit – Der Gipfel des Weinbaus
Die Domaine de la Romanée-Conti steht für das, was im Weinbau möglich ist, wenn Tradition, Leidenschaft und Natur in perfektem Einklang stehen. Ihre Weine sind keine Statusobjekte, sondern lebendige Zeugnisse eines einzigartigen Terroirs. Wer das Glück hat, einen DRC-Wein zu verkosten, erlebt nicht nur einen großartigen Tropfen, sondern auch ein Stück burgundischer Geschichte.
In einer Welt, in der Wein oft zur Spekulation oder zur Selbstdarstellung wird, erinnert die DRC daran, dass wahre Größe im Stillen entsteht – durch Geduld, Respekt vor der Natur und die unendliche Liebe zum Detail. Sie ist und bleibt die unangefochtene Königin des Burgunds.
Hier nun einige Verkostungsnotizen der Romanee Conti Weine:
Domaine de La Romanée Conti – La Romanee Conti 1937
Bewertung Broadbent: Romanee-Conti 1937 - Ein großer Wein. Ich verkostete ihn erstmals 1957 beim Essen mit einem Kunden, einem Obstbauern aus Cheshire mit einem fabelhaften Keller. Ich zitiere aus Band 3 meiner Verkostungsnotizen: »Groß und schwarz, streng und konzentriert; süßlich, geschmacks intensiv. Auf derselben Stufe wie der 1945er Mouton. Noch mindestens weitere zehn Jahre gut« (ich war erst fünf Jahre im Weingeschäft). Als Nächstes 1972 bei Christie's, dann sieben Jahre später bei einem Essen im Sitzungssaal von Christie's: »Noch immer ziemlich tief ... in der Nase überreif und wildbret artig, aber von opulenter Reichhaltigkeit und attraktiv ... der Geschmack schien sich auszudehnen und im Glas immer reicher zu werden.« Später eine Magnum, die bei einem Rodenstock- Weinwochenende mehr als 60 rote 1937er aus Bordeaux förmlich an die Wand spielte: ziemlich tiefe, warme, herbstliche Farbe; reifes, reiches, klassisches, Pinot-typisches »Rote-Bete«Bukett, wohlriechend, nachhaltig; sehr »süß«, substanz- und körperreich. Wie beim Tanz der sieben Schleier offenbarte sich mit jedem vorsichtigen Atemzug und Schluck ein Stückchen mehr von diesem Wein.
Domaine Romanée Conti – La Romanee Conti 1943
Bewertung Broadbent ****(4) Sterne: Immer noch von unveredelten Rebstöcken. Originalwachssiegel mit Prägung, Etikett, markierter Korken, ziemlich gute Füllhöhe 5 cm unterhalb des Korkens. Mittelblasse Farbe, orangefarbener Rand und rötlicher Schimmer; zunächst verschlossen, aber gesund, nach 30 Minuten reich, keksartig, fleischig, eine Stunde später voll entwickelt, ein perfekter alter Pinot-Duft, der nach zwei Stunden verblasste; Deutlich süßer, reifer Geschmack, vollendete Reife, ziemlich gute Länge und ansprechender Abgang. Asu einem sehr guten Privatkeller in San Francisco, verkostet im März 1997 bei Christie´s in Londen ****(4) Sterne.
Domaine de La Romanée Conti – La Romanee Conti 1945
Eine erstaunlich dichte Farbe hatte 2002 auch Romanée Conti, aber auch spürbares Alter und überhandnehmende Säure, trotzdem sehr schön, wurde im Glas immer besser, Tabak, reifer Pinot 95/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Domaine Romanee Conti – La Tâche 1951
Auch Burgund litt unter dem Wetter, war aber trotzdem für ein paar Überraschungen gut. Einen La Tâche, im November 2001 zum 50. eines guten Weinfreundes getrunken, hätte ich spontan in etliche, jüngere große Burgunderjahre gesteckt, aber nie nach 1951. Gesunde Farbe mit deutlichen Brauntönen, ganz wunderbarer, großer Burgunder, feine Süße, bei aller Finesse aber auch Kraft, ein Wein fast zum Kauen, toll - 96/100! (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Domaine de La Romanee Conti – Richebourg 1964
Robert Parker : 92/100 (04-1992) Last Tasted 12/91 An exotic nose of soy sauce, earthy fruit, and vegetal sweet Pinot aromas is followed by a sweet, full-bodied, concentrated wine with low acidity and plenty of alcohol in the finish.
Domaine Romanee Conti – La Romanée Conti 1985
Riesengroß in 1985 ist der La Tâche von DRC. 2001 auf einer Blindprobe war das für mich ein großer Rhone-Wein, würzig, dicht, irre Nase, komplex, üppig, füllig, exotisch – 97/100. Ein Jahr später auf einer DRC-Probe gefiel er mir auf ähnlichem Niveau im direkten Vergleich besser als Romanee Conti. Das muss nicht so bleiben. Letzterer präsentierte sich mit kräftigem Burgunderstinker, war noch ganz am Anfang mit viel Potential - 95/100. Groß im Sommer 2005 auch der Richebourg von DRC. Ein noch sehr jung und fast etwas ungestüm wirkender, dichter Wein mit perfekter Aromatik und ewiger Länge am Gaumen. Hat noch viel Alterungspotential - 96/100. Für deutlich älter hatte ich 2006 in einer Probe den Grands Echezeaux von DRC gehalten. Verdammt reife Farbe mit deutlichen Brauntönen, pfeffrige Nase, würzig, tolle Aromatik und Komplexität, vielschichtige Frucht, ginge auch als großer 59er durch mit toller Länge und Finesse. Faszinierend, wie dieser Wein sich entwickelte und im Glas ausbaute – 94/100. (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Domaine Romanée Conti – La Tâche 1988
Bewertung Broadbent: Bei der Eröffnungsverkostung 1990: tiefe, ziemlich intensive Farbe; voller exotischer Pinot-Aromen und Geschmacksnoten. Elegant. Große Länge, seidige Tannine. Im Januar und März 1991: leuchtendes Kirschrot; lebhaft, wohlriechend; konzentriert, würzig, intensiv, sehr tanninbetont. Kürzlich auf Wagners Vertikalverkostung: jetzt nicht mehr so tief, etwas Reife; vegetabiles Pinot-Aroma "süss", wie leicht angebranntes Karamell; schweißelnde Tannine, aber nach einer Stunde im Glas mit erdbeerartiger Frucht, später noch immer würzig. Ziemlich "süße", eindringliche, pikante Frucht und etwas Adstringenz. Zuletzt im April 1998 verkostet **(***) Etwa 2008 bis 2020
1. Historische Eckdaten
Gründung: Offiziell 1869 (Weinbau seit 13. Jh. nachweisbar)
Standort: Vosne-Romanée, Burgund (Frankreich)
Besitzverhältnis: Gemeinschaftsbesitz (Familien de Villaine/Roch seit 1942)
Rebfläche: 28,63 Hektar (nur Grand Cru-Lagen)
Produktion: ~6.000 Kisten/Jahr (extrem limitiert)
2. Die legendären Grand Cru-Lagen
Lage | Größe (ha) | Rebsorte | Charakteristik | Preis/Flasche (€) |
---|---|---|---|---|
Romanée-Conti | 1,81 | Pinot Noir | Elegant, unendliche Komplexität | 15.000–50.000+ |
La Tâche | 6,06 | Pinot Noir | Kraftvoll, sinnlich | 3.000–8.000 |
Richebourg | 3,51 | Pinot Noir | Opulent, würzig | 2.500–6.000 |
Romanée-St-Vivant | 5,29 | Pinot Noir | Fein, floral | 2.000–5.000 |
Grands-Échézeaux | 3,53 | Pinot Noir | Strukturiert, mineralisch | 1.500–3.500 |
Échézeaux | 4,67 | Pinot Noir | Zugänglichster DRC | 1.200–2.500 |
Montrachet | 0,68 | Chardonnay | König der Weißweine | 5.000–15.000 |
3. Produktionsgeheimnisse
✅ Biodynamischer Anbau seit 1985 (Pionier im Burgund)
✅ Alte Reben (teils über 60 Jahre) mit extrem niedrigem Ertrag (18-25 hl/ha)
✅ Handlese in bis zu 10 Durchgängen
✅ Ganze Traubenvergärung (kein Destemming)
✅ Ausbau in 100% neuen François Frères-Eichenfässern
4. Marktphänomen DRC
Allokationssystem: Nur über Warteliste (meist 10+ Jahre)
Auktionsrekord: Romanée-Conti 1945 (€435.000 bei Sotheby's)
Wertsteigerung: Bis zu 20% p.a. für Top-Jahrgänge
Fälschungsrate: Geschätzt 30% bei DRC-Flaschen im Umlauf
5. Sensorisches Profil (Romanée-Conti)
Farbe: Transparentes Rubinrot
Nase: Violette, Trüffel, wilder Erdbeere, exotische Gewürze
Gaumen: Seidige Tannine, schwebende Textur, endlose Länge
Alterungspotenzial: 30–100 Jahre
6. Legendäre Jahrgänge
1990: Perfekte Reife (100 Parker-Punkte)
2005: Jahrhundertjahrgang
2015: Frühreif und dennoch langlebig
1945: Kriegsjahrgang (ultra-rare)
7. Wirtschaftliche Fakten
Umsatz: Geschätzte €50 Mio. jährlich
Produktionskosten: ~€500/Flasche (Romanée-Conti)
Exportanteil: Asien (50%), USA (30%), Europa (20%)
8. Kulturelle Bedeutung
Status-Symbol: Getrunken von Königen, Milliardären und in Hollywood
Popkultur: Erwähnung in "König der Fischer" (1991)
Wein-Mythos: "Flüssiges Burgund-Gold"
9. Aktuelle Entwicklungen (2024)
🔹 Neue Sicherheitsetiketten gegen Fälschungen
🔹 Klimawandel-Studien zu Reifeprozessen
🔹 Montrachet-Erweiterung (minimale Flächenzukäufe)