Domaine Dujac: Die Poesie des burgundischen Terroirs
In der Welt des Burgunds, wo jeder Weinberg eine eigene Geschichte erzählt und jede Flasche das Echo jahrhundertealter Traditionen trägt, nimmt die Domaine Dujac einen besonderen Platz ein. Seit ihrer Gründung im Jahr 1967 durch Jacques Seysses hat sich das Weingut zu einer der bedeutendsten Adressen der Region entwickelt – nicht durch laute Marketingstrategien, sondern durch stille Hingabe an das Terroir und eine unverwechselbare Philosophie, die Eleganz mit Tiefe verbindet. Dujacs Weine sind keine bloßen Getränke; sie sind Zeitkapseln, die den Geist eines Jahrgangs, die Seele eines Ortes und die Leidenschaft eines Winzers in sich tragen.
Banker wird zum Winzer
Jacques Seysses, ein Mann mit einer ursprünglich ganz anderen Berufung – er war im Bankwesen tätig –, entdeckte seine Liebe zum Wein während einer Reise durch Burgund. Fasziniert von der Komplexität der Pinot-Noir- und Chardonnay-Weine, beschloss er, sein Leben der Weinherstellung zu widmen. Der Kauf des Weinguts Domaine Graillet in Morey-Saint-Denis markierte den Beginn einer Ära. Seysses benannte es in Domaine Dujac um – eine Hommage an seine Frau, deren Spitzname „Dujac“ war. Was folgte, war eine Revolution im Kleinen: Jacques führte Methoden ein, die damals ungewöhnlich waren, heute aber als wegweisend gelten.
Von Anfang an setzte Dujac auf eine schonende, terroirbetonte Herangehensweise. Die Trauben werden von Hand gelesen, eine Praxis, die zwar mühsam ist, aber die beste Qualität sichert. Die Gärung erfolgt mit natürlichen Hefen, ein Prozess, der Geduld erfordert, da er nicht beschleunigt werden kann. Die Verwendung von neuen Eichenfässern wird bewusst moderat gehalten, um das Aroma des Weins nicht zu überdecken, sondern zu begleiten. Diese Philosophie spiegelt sich in jedem Glas wider: Dujacs Weine sind nicht opulent oder aufdringlich, sondern besitzen eine subtile Komplexität, die sich erst mit der Zeit vollständig erschließt.
Herausragende Lagen - Grand Cru´s in Perfektion
Die Grand-Cru-Lagen von Dujac – darunter Clos de la Roche, Clos Saint-Denis und Échezeaux – sind Legenden unter Weinliebhabern. Der Clos de la Roche etwa, eine der prestigeträchtigsten Parzellen des Burgunds, bringt unter der Hand von Dujac Weine hervor, die Kraft und Finesse in perfektem Einklang vereinen. Dunkle Kirschen, Veilchen, feine Gewürze und eine mineralische Unterströmung charakterisieren diesen Wein, der nach Jahren der Flaschenreifung seine wahre Größe offenbart. Doch nicht nur die Grand Crus begeistern; auch die Premier-Cru- und Village-Weine von Dujac stehen für eine seltene Balance zwischen Zugänglichkeit und Tiefgang. Der Morey-Saint-Denis, oft als Einstieg in die Welt von Dujac empfohlen, zeigt, wie selbst ein vermeintlich „einfacher“ Wein von diesem Gut eine unverwechselbare Handschrift tragen kann.
Umstellung auf biologische Anbaumethoden
Ein entscheidender Wendepunkt in der Geschichte der Domaine war die Umstellung auf biologische und später biodynamische Anbaumethoden. Jeremy Seysses, der Sohn von Jacques, der seit den frühen 2000er-Jahren die Verantwortung trägt, trieb diese Entwicklung voran. Für ihn ist der Respekt vor dem Boden und den Reben kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. „Wir sind keine Winzer, wir sind Gärtner“, sagt er oft. Diese Einstellung prägt den Charakter der Weine: Sie wirken lebendig, fast pulsierend, als würden sie den Atem der Erde atmen.
Seltene aber herausragende Weißweine
Dujacs Weißweine, obwohl weniger bekannt als die Roten, sind ebenso faszinierend. Der Puligny-Montrachet Les Folatières, ein Premier Cru von atemberaubender Präzision, vereint Aromen von weißem Pfirsich, Mandelblüte und einer salzigen Mineralität, die typisch für die großen Chardonnays des Burgunds ist. Die Weißweine von Dujac reifen länger im Fass als bei vielen anderen Erzeugern, was ihnen eine zusätzliche Texturtiefe verleiht, ohne ihre Frische zu opfern.
Was Dujac von vielen anderen Spitzendomänen unterscheidet, ist die Demut, mit der die Familie Seysses arbeitet. Trotz ihres immensen Erfolgs – die Weine gehören zu den gesuchtesten der Welt und erzielen bei Auktionen regelmäßig Rekordpreise – bleibt das Weingut erstaunlich bodenständig. Es gibt keine protzigen Keller, keine überladenen Etiketten, keine künstlich verknappten Mengen. Stattdessen dominiert eine stille Überzeugung, dass großer Wein nicht gemacht, sondern begleitet wird.
Zukunftsaussichten unter
Jeremy Seysses
Die Zukunft der Domaine scheint gesichert. Jeremy Seysses führt das Erbe seines Vaters mit derselben Leidenschaft fort, doch ohne sich sklavisch an Traditionen zu klammern. Experimente mit reduzierter Schwefelzugabe, längeren Maischestandzeiten und alternativen Fassgrößen zeigen, dass Dujac auch weiterhin bereit ist, Neuland zu betreten – immer im Dienste des Weins, niemals um der Mode willen.
Fazit
Am Ende ist Domaine Dujac mehr als ein Weingut; es ist eine Philosophie in Flaschen. Ihre Weine erzählen von der Schönheit des Burgunds, von der Geduld, die große Dinge brauchen, und von der Überzeugung, dass wahre Größe nicht laut sein muss. In einer Welt, die oft nach schneller Befriedigung und spektakulären Effekten giert, erinnern uns Dujacs Kreationen daran, dass die tiefsten Freuden oft die stillsten sind.
Verkostungsnotizen zu einigen Weinen der Domaine
Domaine Dujac, Morey-Saint-Denis 1er Cru "Monts Luisants" (Weiß)
Jahrgang: 2020
Farbe: Hellgold mit grünen Reflexen.
Nase: Frische Zitrusnoten (Grapefruit, Limette), weißer Pfirsich, dazu feine mineralische Anklänge (Kreide) und eine zarte Blütentouch (Akazie). Mit Luft entwickelt sich eine nussige Komplexität (Mandelsplitter).
Gaumen: Straffe Säurestruktur, aber wunderbar ausbalanciert. Aromen von grünem Apfel, Salz und einer subtilen Würze (Ingwer). Langer, präziser Abgang.
Reifepotenzial: 8–12 Jahre.
Domaine Dujac, Chambolle-Musigny 1er Cru "Les Gruenchers"
Jahrgang: 2018
Farbe: Transparentes Rubinrot mit violettem Rand.
Nase: Kirschkonfitüre, Veilchen, gepaart mit exotischen Gewürzen (Sandelholz, Kardamom) und einer rauchigen Unterlage. Typisch für Dujac: eine perfekte Balance zwischen Frucht und reduktiver Spannung.
Gaumen: Seidige Tannine, lebendige Säure. Aromen von roten Beeren (Himbeere, Erdbeere), Lakritze und einer Hauch von Humus. Länge: über 30 Sekunden.
Reifepotenzial: 12–15 Jahre.
Domaine Dujac, Clos de la Roche Grand Cru
Jahrgang: 2017
Farbe: Tiefes Granatrot.
Nase: Dunkle Früchte (Brombeere, schwarze Kirsche), unterlegt mit Leder, Trüffel und einer animierenden Pfeffernote (weißer Pfeffer). Mit Luft: Tabak und feuchter Waldboden.
Gaumen: Kraftvoll, aber nie schwer. Dichte Tannine, getragen von saftiger Säure. Komplexe Aromen von Kakao, getrockneten Kräutern (Thymian) und einer mineralischen Strenge. Grand-Cru-Würde!
Reifepotenzial: 15–20+ Jahre.
Domaine Dujac, Vosne-Romanée 1er Cru "Les Malconsorts"
Jahrgang: 2019
Farbe: Mittleres Purpur.
Nase: Opulente rote Früchte (reife Himbeere, Granatapfel), kombiniert mit orientalischen Gewürzen (Zimt, Nelke) und einer floralen Note (Rosenblätter). Hintergrund: eine dezente Röstaroma-Nuance.
Gaumen: Saftig und konzentriert, mit geschmeidigen Tanninen. Aromatisch dominieren Preiselbeere, Sandelholz und eine salzige Mineralität. Langanhaltend mit samtigem Finish.
Reifepotenzial: 10–18 Jahre.
Domaine Dujac, Bonnes-Mares Grand Cru
Jahrgang: 2016
Farbe: Dunkles Rubin.
Nase: Intensive Aromen von schwarzer Johannisbeere, Pflaume und wilden Kräutern, ergänzt durch eine torfig-rauchige Komponente (typisch für Bonnes-Mares).
Gaumen: Kraftvoll und tiefgründig, mit festen, aber reifen Tanninen. Noten von dunkler Schokolade, Leder und einer mineralischen Strenge (Eisen). Braucht noch Zeit!
Reifepotenzial: 20–25 Jahre.
Stilistische Merkmale von Dujac:
Rotweine: Elegante Frucht, feinmaschige Tannine, oft mit ganzjähriger Maischestand (Stielanteil variiert je nach Jahrgang). Betont die transparenz des Terroirs.
Weißweine: Frische, präzise Säure, reduzierte Butternoten (kein MLF bei einigen Cuvées), mineralisch geprägt.
Jahrgangsabhängig: 2018 und 2020 sind opulenter, 2017 und 2019 strukturierter.
Für Sammler: Ältere Jahrgänge wie der 1999er Clos Saint-Denis oder der 2005er Echézeaux zeigen heute wunderbare Tertiäraromen (Pilz, Tabak, Trüffel).
1. Geschichte & Familie
Gründung & Entwicklung
Gründer: Jacques Seysses (Übernahme 1967) – ein ehemaliger Banker, der seine Leidenschaft für Wein lebte.
Name: „Dujac“ = Kombination aus „du“ (von) und „Jacques“ („Jacques’ Domäne“).
Familienbetrieb: Heute führen Sohn Jeremy Seysses und Ehefrau Diana Seysses das Gut.
2. Weinberge & Lagen (Climats)
Grand Cru-Lagen
Lage | Appellation | Besonderheit |
---|---|---|
Clos de la Roche | Morey-Saint-Denis | Kraftvoll, langlebig |
Clos Saint-Denis | Morey-Saint-Denis | Eleganz & Finesse |
Échezeaux | Vosne-Romanée | Würzig, komplex |
Charmes-Chambertin | Gevrey-Chambertin | Opulente Frucht |
Premier Cru-Lagen
Morey-Saint-Denis 1er Cru („Aux Malconsorts“, „Monts Luisants“)
Chambolle-Musigny 1er Cru („Gruenchers“, „Combottes“)
Vosne-Romanée 1er Cru („Beaux Monts“, „Malconsorts“)
Bourgogne-Level
Bourgogne Rouge (Pinot Noir) – Einstiegswein mit Grand-Cru-Philosophie.
Bourgogne Blanc (Chardonnay) – Mineralisch, frisch.
3. Weinphilosophie & Vinifikation
Anbau
Biodynamik (Demeter-zertifiziert seit 2011).
Strenge Selektion: Handlese, geringe Erträge (ca. 30 hl/ha).
Alte Reben: Teilweise über 50 Jahre alt.
Kellerarbeit
Ganze Trauben-Maischung (teilweise Kohlensäure-Mazeration für Frische).
Spontanvergärung mit eigenen Hefen.
Ausbau:
Pinot Noir: 50–100% neue Barriques (je nach Lage).
Chardonnay: Feinere Holznote, weniger neues Holz.
Kein Filtrieren, nur schonende Schönung.
4. Weinstil & Geschmacksprofil
Pinot Noir
Aromen: Rote Kirschen, Veilchen, Pfeffer, Unterholz.
Tannine: Seidig, geschmeidig.
Alterungspotenzial: Grand Crus 15–30+ Jahre.
Chardonnay
Stil: Mineralisch, zitrusbetont (seltener buttrig als andere Burgunder).
Premier Crus: Honig, Mandel, langer Abgang.
5. Preise & Seltenheit
Bourgogne Rouge: Ab €80/Flasche.
Premier Crus: €150–400.
Grand Crus: €500–2.000+ (je nach Jahrgang und Lage).
Auktionen: Dujac-Weine sind bei Sammlern heiß begehrt (z. B. Clos de la Roche 2005 für über €1.500).
6. Besonderheiten & Rekorde
✅ „Kultwein“-Status: Dujac gilt als einer der 5 besten Erzeuger in Morey-Saint-Denis.
✅ Seltene Weißweine: Nur wenige Chardonnay-Parzellen (z. B. „Monts Luisants“).
✅ Kooperation mit Domaine de Triennes (Provence-Projekt der Familie).
Fazit: Warum ist Dujac so besonders?
Terroir-Purismus: Jeder Wein spiegelt exakt seine Herkunft wider.
Biodynamische Perfektion: Handarbeit statt Massenproduktion.
Langlebigkeit: Grand Crus entfalten sich über Jahrzehnte.