Die Domaine Comté Georges de Vogüé: Eine Ikone des Burgunds
Die Domaine Comté Georges de Vogüé zählt zu den renommiertesten und historisch bedeutendsten Weingütern des Burgunds. Mit einer fast siebenhundertjährigen Geschichte ist sie nicht nur ein Symbol für die Tradition des Weinbaus in der Côte de Nuits, sondern auch für die unvergleichliche Qualität der Pinot-Noir- und Chardonnay-Weine aus dem Dorf Chambolle-Musigny. Dieser Aufsatz beleuchtet die Geschichte der Domaine, ihre einzigartigen Lagen, die Besonderheiten ihrer Weinbereitung und ihren Platz in der modernen Weinwelt.
Die Ursprünge der Domaine reichen bis ins 15. Jahrhundert zurück, als die Familie de Vogüé erstmals Weinberge in Burgund erwarb. Der Name des Weinguts leitet sich von Comte Georges de Vogüé ab, der im 20. Jahrhundert die Domaine prägte und ihren internationalen Ruf begründete. Seit 1925 wird das Gut von der Familie verantwortungsvoll geführt, wobei Claire de Causans und Marie de Ladoucette, die Ur-Enkelinnen von Georges de Vogüé, heute die Geschicke des Weinguts lenken.
Ein entscheidender Moment in der Geschichte der Domaine war die Übernahme der Weinberge durch die Familie im Jahr 1766, darunter auch ein großer Teil der Grand-Cru-Lage Musigny, die bis heute das Herzstück des Weinguts bildet. Über die Jahrhunderte hinweg hat die Domaine durch ihre kontinuierlich hohe Qualität und ihre treue zur traditionellen Weinbereitung Maßstäbe gesetzt.
Die Weinlagen der Domaine Comte Georges de Vogüé: Grands Crus und Premiers Crus von unvergleichlicher Eleganz
Musigny Grand Cru: Die Krone des Burgunds
Die Grand-Cru-Lage Musigny ist das Herzstück der Domaine Comte Georges de Vogüé. Mit etwa 7 Hektar besitzt das Weingut den größten Anteil dieses mythischen Weinbergs, der zu den begehrtesten der Welt zählt. Der Musigny von Vogüé ist ein reiner Pinot Noir (mit Ausnahme eines winzigen Chardonnay-Anteils für den äußerst seltenen "Musigny Blanc"), der für seine unvergleichliche Eleganz und Langlebigkeit bekannt ist.
Die Musigny-Lage liegt auf einem sanft abfallenden Hang in mittlerer Höhenlage (260–300 m ü. NN) mit einer idealen Südost-Ausrichtung. Die Böden bestehen aus tiefgründigem Kalkstein mit einem hohen Anteil an Mergel und feinem Kies, was dem Wein eine perfekte Balance zwischen Kraft und Finesse verleiht. Die Wurzeln der alten Reben (teils über 50 Jahre alt) reichen tief in den Untergrund und erschließen mineralische Nuancen, die den Wein über Jahrzehnte prägen.
Ein junger Musigny von Vogüé zeigt sich oft verschlossen, mit zarten Aromen von roten Kirschen, Veilchen und einer subtilen Würzigkeit. Mit der Zeit entfalten sich komplexe Noten von Trüffel, Tabak und feinstem Leder. Die Tannine sind seidig, die Säure lebendig, und die mineralische Prägung gibt dem Wein eine unverwechselbare Tiefe. Große Jahrgänge wie 1990, 2005 oder 2015 benötigen 15–20 Jahre, um ihr volles Potenzial zu entfalten.
Bonnes-Mares Grand Cru: Struktur und Finesse
Während der Musigny für seine ätherische Leichtigkeit bekannt ist, zeigt der Bonnes-Mares von Vogüé eine kräftigere, tiefgründigere Seite von Chambolle-Musigny. Die Domaine bewirtschaftet etwa 2,7 Hektar dieser Lage, die sich über die Gemeinden Chambolle-Musigny und Morey-Saint-Denis erstreckt.
Bonnes-Mares ist eine heterogene Lage, deren Charakter stark von der genauen Parzelle abhängt. Die von Vogüé bewirtschafteten Abschnitte liegen eher im Chambolle-Teil, wo der Boden weniger Ton und mehr Kalkstein aufweist als in den Morey-Anteilen. Dies führt zu einem eleganteren, aber dennoch dichten und langlebigen Wein.
Im Vergleich zum Musigny ist der Bonnes-Mares körperreicher, mit dunkleren Fruchtaromen (Brombeere, schwarze Kirsche) und einer markanteren Mineralität. Die Tannine sind fein, aber präsenter, und die Säurestruktur gibt dem Wein eine straffe, fast schon stählerne Prägung. Große Jahrgänge wie 1999, 2010 oder 2018 können 20 Jahre und mehr reifen, ohne ihre Frische zu verlieren.
Chambolle-Musigny 1er Cru "Les Amoureuses": Der heimliche Grand Cru
Die Premier-Cru-Lage "Les Amoureuses" ("Die Verliebten") gilt als eine der besten Parzellen des Burgunds überhaupt – viele Kenner stellen sie auf eine Stufe mit Grands Crus. Die Domaine Vogüé besitzt einen kleinen, aber hochwertigen Anteil dieser Lage, der regelmäßig zu den Highlights des Jahrgangs zählt.
Die Lage liegt direkt unterhalb von Musigny und teilt viele seiner geologischen Eigenschaften: kalkhaltige, gut drainierte Böden mit einer leichten Beimischung von Ton. Die Weine sind extrem aromatisch, mit betörenden Duftnoten von roten Beeren, Rosen und exotischen Gewürzen.
Während der Musigny mit der Zeit immer mehr Tiefe und Komplexität entwickelt, besticht "Les Amoureuses" durch seine unmittelbare Sinnlichkeit. Die Tannine sind wie Seide, die Säure schmeichelnd, und die Frucht wirkt oft wie eingehüllt in einen Hauch von orientalischen Gewürzen. Trotzdem ist auch dieser Wein extrem langlebig – große Jahrgänge (z. B. 2009 oder 2015) brauchen mindestens ein Jahrzehnt, um ihr volles Spektrum zu entfalten.
Chambolle-Musigny Village: Die jüngere Expression der Grands Crus
Nicht alle Reben der Domaine erreichen die strengen Qualitätskriterien für die Grand- und Premier-Crus. Die Trauben von jüngeren Reben oder weniger idealen Abschnitten werden unter dem Namen "Chambolle-Musigny Village" verkauft. Doch selbst dieser Wein übertrifft viele Village-Weine anderer Domänen bei Weitem.
Der Village-Wein stammt oft von denselben Parzellen wie die Grands Crus, aber von Reben unter 25 Jahren. Die Vinifikation erfolgt mit derselben Sorgfalt wie bei den Spitzenweinen, allerdings mit weniger Neuholz (ca. 20–30 %).
Im Glas zeigt sich ein klassischer Chambolle-Charakter: zarte Erdbeeren, ein Hauch von Mandelblüte und eine leichte Salznote im Abgang. Der Wein ist früher trinkreif (oft schon nach 5–8 Jahren), bleibt aber stets von bemerkenswerter Präzision.
Musigny Blanc: Die weiße Rarität
Eine absolute Kuriosität im Portfolio der Domaine ist der "Musigny Blanc", ein Chardonnay aus der Grand-Cru-Lage Musigny. Da die Appellationsregeln eigentlich nur Rotwein vorsehen, wird dieser Wein seit 1993 als "Bourgogne Blanc" deklariert – doch seine Herkunft verleiht ihm eine einzigartige Statur.
Ursprünglich gab es in Musigny einen größeren Anteil an Chardonnay, doch nach der Reblaus-Krise wurden fast alle weißen Reben durch Pinot Noir ersetzt. Die Domaine Vogüé bewahrt noch eine kleine Parzelle (0,2 Hektar) mit uralten Chardonnay-Reben, die einen der seltensten und teuersten Weißweine des Burgunds hervorbringen.
Der Musigny Blanc vereint die Kraft eines Corton-Charlemagne mit der Anmut eines Montrachet. Aromen von reifer Zitrusfrucht, Honig und gerösteten Nüssen mischen sich mit einer atemberaubenden Mineralität. Die Säure ist strahlend, die Textur cremig, und das Finish scheint endlos.
Die Philosophie der Weinbereitung
Die Domaine Comté Georges de Vogüé steht für eine puristische und terroirgetreue Weinbereitung. Die Trauben werden von Hand gelesen und streng selektioniert. Die Gärung erfolgt in offenen Holzbottichen, wobei auf natürliche Hefen gesetzt wird, um die authentische Expression des Bodens zu bewahren. Die Ausbauzeit im neuen französischen Eichenholz (meist zwischen 30 % und 50 % Neuholz) beträgt etwa 18 Monate, wobei die Weine nie aufgezwungen wirken, sondern stets eine perfekte Balance zwischen Frucht, Säure und Holz zeigen.
Die Rolle der Domaine in der modernen Weinwelt
Trotz ihrer tiefen Verwurzelung in der Tradition hat die Domaine Comté Georges de Vogüé nie den Anschluss an die moderne Weinwelt verloren. Unter der Leitung des langjährigen Winzers François Millet (bis 2021) und nun unter der neuen Generation hat das Weingut stets eine klare Linie verfolgt: maximale Qualität ohne Kompromisse.
Die Weine von Vogüé gehören zu den gesuchtesten und teuersten der Welt. Auf Auktionen erzielen ältere Jahrgänge regelmäßig Rekordpreise, und Weinkritiker wie Allen Meadows (Burghound) oder Jancis Robinson vergeben regelmäßig Höchstnoten. Doch jenseits von Prestige und Exklusivität bleibt die Domaine ihrem ursprünglichen Ethos treu: Weine von unvergleichlicher Feinheit und Tiefe zu schaffen, die das Terroir von Chambolle-Musigny in Reinform widerspiegeln.
Eine lebendige Legende
Die Domaine Comté Georges de Vogüé ist mehr als nur ein Weingut – sie ist ein lebendiges Stück Burgunder Geschichte. Mit ihren legendären Musigny- und Bonnes-Mares-Cuvées setzt sie bis heute Maßstäbe für Pinot Noir auf höchstem Niveau. Durch ihre behutsame, aber zielstrebige Führung bleibt sie eine der letzten wahren Aristokratinnen des Burgunds – ein Weingut, das Tradition und Innovation in perfekter Harmonie vereint.
Verkostungsnotizen zu Weinen der Domaine Comte Georges de Vogüé
Die Weine der Domaine Comte Georges de Vogüé zählen zu den faszinierendsten und langlebigsten des Burgunds. Ihre Grands Crus aus Musigny und Bonnes-Mares sowie die Premier-Cru-Lage "Les Amoureuses" verkörpern die perfekte Balance zwischen Kraft und Eleganz. Die folgenden Verkostungsnotizen beleuchten charakteristische Jahrgänge und ihre Entwicklungen im Glas.
1. Musigny Grand Cru – Die Essenz von Chambolle-Musigny
Musigny Grand Cru 2015
Farbe: Tiefes Rubinrot mit violetten Reflexen.
Nase: Eine Explosion von roten Kirschen, wilden Erdbeeren und getrockneten Rosen, unterlegt mit feinen Noten von Sandelholz, Trüffel und einer Hauch von Pfeffer.
Gaumen: Opulente Frucht, doch nie schwer – saftige Himbeeren, Pflaumenkompott und eine mineralische Prägung, die an Kreide und flintige Steine erinnert. Die Tannine sind seidig, die Säure lebendig.
Finish: Extrem lang, mit Anklängen von Lakritze, dunkler Schokolade und einer salzigen Note.
Reifepotenzial: Noch jugendlich, benötigt mindestens 10–15 Jahre weitere Flaschenreife. Ein Wein für 2040+.
Musigny Grand Cru 2005
Farbe: Granatrot mit bereits leicht oranger Rand.
Nase: Reife Brombeeren, eingeweichte Veilchen, Tabakblätter und eine dezente Rauchnote.
Gaumen: Vollmundig, aber mit schwebender Leichtigkeit. Die Frucht ist jetzt getrockneter (Aprikosen, Pflaumen), dazu kommen edle Leder- und Waldboden-Aromen.
Finish: Fast endlos, mit einem Hauch von Balsamico und schwarzem Tee.
Aktueller Zustand: Beginnt sich zu öffnen, hat aber noch Jahrzehnte vor sich.
2. Bonnes-Mares Grand Cru – Struktur und Tiefe
Bonnes-Mares Grand Cru 2010
Farbe: Dunkles Purpur, fast undurchdringlich.
Nase: Intensive Aromen von schwarzen Johannisbeeren, Cassis, gemischt mit Gewürzen (Piment, Nelke) und einer erdigen Unterströmung.
Gaumen: Kraftvoll, aber nie plump. Die Tannine sind fest, aber feinkörnig, die Säure straff. Aromen von schwarzer Olive, Rauch und einer markanten Mineralität dominieren.
Finish: Langanhaltend, mit einer kühlen, fast stählernen Präzision.
Reifepotenzial: Noch sehr jung, optimal ab 2025, Höhepunkt um 2035–2050.
Bonnes-Mares Grand Cru 1999
Farbe: Mittleres Rubin mit beginnender Reifung am Rand.
Nase: Reife Kirschen, Pilze, feuchtes Laub und eine wundervolle Tertiärnote von Trüffel und Humus.
Gaumen: Breit und komplex, mit schmelzenden Tanninen und einer perfekten Balance zwischen Frucht (Pflaume, Preiselbeere) und Würze (Safran, schwarzer Pfeffer).
Finish: Lang, mit einer sanften Bitterkeit, die an dunkle Schokolade erinnert.
Aktueller Zustand: In einer perfekten Trinkphase – jetzt genießbar, aber noch 10+ Jahre haltbar.
3. Chambolle-Musigny 1er Cru "Les Amoureuses" – Sinnliche Verführung
"Les Amoureuses" 2018
Farbe: Leuchtendes Rubinrot.
Nase: Bezaubernd parfümiert – rote Rosen, Granatapfel, kandierte Veilchen und eine zarte Vanille-Note.
Gaumen: Saftig und verführerisch, mit Aromen von Himbeer-Konfitüre, Mandelblüte und einer Spur von weißem Pfeffer. Die Textur ist seidig, fast schmeichelnd.
Finish: Elegant, mit einer frischen Zitrusnote im Abgang.
Reifepotenzial: Schon jetzt zugänglich, wird aber ab 2028 noch weiter an Komplexität gewinnen.
"Les Amoureuses" 2009
Farbe: Mittleres Kirschrot mit leichtem Orangeton.
Nase: Üppige Aromen von reifen Erdbeeren, Maraschino-Kirschen und einer exotischen Würze (Cardamom, Szechuanpfeffer).
Gaumen: Saftig und konzentriert, mit schmelzenden Tanninen und einer cremigen Textur. Die Mineralität tritt stärker hervor als in der Jugend.
Finish: Lang, mit einer salzig-bitteren Note, die an Oliven erinnert.
Aktueller Zustand: Perfekt ausbalanciert – jetzt ein Traum, hält aber noch 15–20 Jahre.
4. Chambolle-Musigny Village – Die zugängliche Schönheit
Chambolle-Musigny Village 2017
Farbe: Hellrubin mit violetten Reflexen.
Nase: Frische rote Beeren (Erdbeere, Himbeere), eine Spur von Lakritz und eine blumige Note (Pfingstrose).
Gaumen: Leichtfüßig, aber mit erstaunlicher Tiefe. Die Säure ist knackig, die Tannine weich.
Finish: Kurz bis mittellang, mit einer erfrischenden Zitrusnote.
Trinkreife: Bereits jetzt sehr genießbar, hält noch 8–12 Jahre.
5. Musigny Blanc – Die weiße Rarität
Musigny Blanc 2014
Farbe: Hellgold mit grünlichen Reflexen.
Nase: Intensive Aromen von reifer Ananas, Honigmelone, gerösteten Mandeln und einer mineralischen Prägung (Kreide, Feuerstein).
Gaumen: Füllig, aber mit straffer Säure. Geschmacksnoten von Zitrus, Biskuit und einer subtilen Rauchnote.
Finish: Extrem lang, mit einer salzigen, fast umami-artigen Komponente.
Reifepotenzial: Noch sehr jung, ab 2025 optimal, Potenzial bis 2040+.
Die Weine der Domaine Comte Georges de Vogüé sind von einer seltenen Schönheit – ob der ätherische Musigny, der kraftvolle Bonnes-Mares oder der betörende "Amoureuses". Jeder Jahrgang erzählt eine eigene Geschichte, doch allen gemeinsam ist eine unvergleichliche Balance zwischen Frucht, Säure und mineralischer Tiefe. Während die Village-Weine bereits in ihrer Jugend bezaubern, entfalten die Grands Crus ihre ganze Pracht oft erst nach Jahrzehnten. Wer Geduld mitbringt, wird mit einigen der ergreifendsten Weinerlebnisse des Burgunds belohnt.
1. Historische Entwicklung und Besitzverhältnisse
Die Wurzeln der Domaine reichen bis ins Jahr 1450 zurück, als die Familie de Vogüé erstmals Weinberge in Burgund erwarb. Der entscheidende Moment in der Geschichte des Weinguts kam 1766 mit dem Erwerb großer Teile der Musigny-Lage. Seit 1925 wird das Gut kontinuierlich von der Familie geführt, wobei die heutigen Besitzerinnen Claire de Causans und Marie de Ladoucette (Ur-Enkelinnen von Georges de Vogüé) in direkter Nachfolge stehen.
Interessanter Fakt: Die Domaine war eine der ersten im Burgund, die konsequent auf Flaschenabfüllung setzte - bereits in den 1920er Jahren wurde der Großteil der Weine nicht mehr im Fass verkauft.
2. Weinbergsparzellen im Detail
Die Domaine bewirtschaftet insgesamt 12,5 Hektar, aufgeteilt auf folgende Lagen:
Musigny Grand Cru: 7,20 ha (davon 0,08 ha Chardonnay)
Bonnes-Mares Grand Cru: 2,70 ha
Chambolle-Musigny 1er Cru "Les Amoureuses": 0,56 ha
Chambolle-Musigny Village: 2,04 ha
Besonders bemerkenswert: Die durchschnittliche Rebalters beträgt 45 Jahre, wobei einige Parzellen in Musigny über 70 Jahre alte Reben aufweisen. Die Pflanzdichte liegt bei 10.000-12.000 Stöcken pro Hektar.
3. Vinifikation: Zahlen und Fakten
Die Weinbereitung folgt strengen traditionellen Prinzipien:
Lese: Ausschließlich manuelle Lese mit dreifacher Selektion
Maischestandzeit: 18-21 Tage bei 30-32°C
Gärbehälter: Offene Eichenbottiche (keine Edelstahltanks)
Ausbau: 16-18 Monate in französischer Eiche (30-50% neue Fässer)
Filtrierung: Sehr leicht, nur wenn absolut notwendig
Schwefelzugabe: Minimal, oft unter 50 mg/l
Ein besonderes Detail: Für den Musigny Blanc werden ausschließlich die uralten Chardonnay-Reben (gepflanzt 1953) verwendet, die in einem speziellen, kühleren Teil der Musigny-Lage stehen.
4. Produktionsmengen und Marktverfügbarkeit
Die Jahresproduktion beträgt durchschnittlich:
Musigny Grand Cru: 1.800-2.200 Flaschen
Bonnes-Mares Grand Cru: 800-1.000 Flaschen
"Les Amoureuses": 300-400 Flaschen
Musigny Blanc: Nur 100-300 Flaschen (in manchen Jahren gar keine Produktion)
Die extrem limitierten Mengen führen dazu, dass die Weine zu den gesuchtesten des Burgunds gehören. Der Musigny Grand Cru erreicht regelmäßig Preise von 2.000-5.000 € pro Flasche (je nach Jahrgang), während der Musigny Blanc bei Auktionen schon über 15.000 € erzielt hat.
5. Klimatische Besonderheiten der Lagen
Die Musigny-Lage profitiert von einem einzigartigen Mikroklima:
Durchschnittstemperatur: 1-2°C kühler als in den unteren Lagen
Sonneneinstrahlung: Optimale Südost-Exposition
Niederschlag: 700-750 mm/Jahr (leicht unter dem Burgund-Durchschnitt)
Bodenfeuchtigkeit: Gute Drainage durch den kalkhaltigen Untergrund
Diese Bedingungen ermöglichen eine besonders langsame, gleichmäßige Reifung der Trauben bei erhaltener Säurestruktur.
6. Rebsorten und Klone
Die Domaine setzt ausschließlich auf:
Pinot Noir (verschiedene Massalselektionen, keine industriellen Klone)
Chardonnay (ursprünglicher Burgunder Typ, nicht der modernere Dijon-Klon)
Interessanterweise werden alle neuen Anpflanzungen ausschließlich durch Sélection Massale (Auswahl der besten eigenen Reben) vermehrt, um die genetische Vielfalt zu erhalten.
7. Önologische Philosophie
Die Domaine folgt einem strikten Qualitätskodex:
Keine künstlichen Hefen
Keine Mikrooxidation
Keine Schönungsmittel
Spontanmalolaktische Gärung
Minimale Eingriffe im Keller
Winzer François Millet (bis 2021) betonte stets: "Wir sind keine Winzer, wir sind Übersetzer - unser Job ist es, das Terroir sprechen zu lassen."
8. Klimawandel und Anpassungsstrategien
In den letzten Jahren hat die Domaine beobachtet:
Erntebeginn jetzt durchschnittlich 2 Wochen früher als in den 1980ern
Alkoholgehalte um 0,5-1% gestiegen
pH-Werte leicht gesunken
Gegenmaßnahmen:
Strengere Blattarbeit für mehr Beschattung
Teilweise Ernte in mehreren Durchgängen
Noch strengere Selektion
9. Degustationsprotokolle ausgewählter Jahrgänge
Musigny Grand Cru 1990 (Jahrhundertjahrgang)
Alkohol: 13,5%
Gesamtacidität: 4,8 g/l
Reifezeit im Holz: 20 Monate (50% neue Fässer)
Sensorik nach 30 Jahren: Entwickelt Noten von Trüffel, Tabak und getrockneten Pflaumen bei erhaltener Frische
Bonnes-Mares Grand Cru 2005
Alkohol: 13,8%
Reifezeit: 18 Monate (40% neue Fässer)
Aktueller Zustand: Noch jugendlich, benötigt weitere 10-15 Jahre
10. Wirtschaftliche Bedeutung
Die Exportquote liegt bei etwa 70%, wobei die wichtigsten Märkte USA, Großbritannien, Japan und China sind.
11. Zertifizierungen und Auszeichnungen
Obwohl die Domaine nicht offiziell bio-zertifiziert ist, arbeitet sie seit den 1990ern nach biodynamischen Prinzipien. Bemerkenswert:
Verzicht auf Herbizide seit 1972
Einsatz von Pflanzenpräparaten (Brennnessel, Schachtelhalm)
Berücksichtigung des Mondkalenders bei wichtigen Arbeiten