Château Margaux – Die Verkörperung aristokratischer Eleganz im Bordeaux
Im Herzen des Médoc, umgeben von sanft Weinlagen, erstreckt sich das Château Margaux – nicht nur ein architektonisches Juwel im neoklassizistischen Stil, sondern auch eine der berühmtesten Weinadressen der Welt. Als einer der vier Premier Grands Crus Classés von 1855 verkörpert dieser Wein wie kein anderer Anmut, Feinheit und zeitlose Klasse. Seit Jahrhunderten steht der Name Margaux für die perfekte Symbiose aus kraftvoller Struktur und betörender Duftfülle, ein Wein, der Könige, Dichter und Weinkenner gleichermaßen in seinen Bann zieht.
Ein Terroir von göttlicher Gunst
Das Geheimnis von Château Margaux liegt in seinem einzigartigen Terroir. Die rund 80 Hektar Rebfläche ruhen auf tiefen Kiesböden, die von eiszeitlichen Ablagerungen geschaffen wurden. Diese durchlässigen Schichten speichern Wärme und sorgen für eine optimale Wasserversorgung der Reben – entscheidende Voraussetzungen für die außergewöhnliche Reife der Trauben. Das milde Mikroklima, begünstigt durch die Nähe zur Gironde, verleiht den Weinen jene unverwechselbare Geschmeidigkeit, die den Margaux-Stil auszeichnet.
Die Rebsorten – Ein Orchester der Harmonie
Die Cuvée des Grand Vin basiert auf einer meisterhaften Komposition von Cabernet Sauvignon (etwa 90%), bereichert durch Merlot, Petit Verdot und Cabernet Franc. Diese Rebsortenharmonie verleiht dem Wein sein charakteristisches Profil: die duftige Intensität und seidigen Tannine des Cabernet Sauvignon, die runde Fülle des Merlot sowie die pikante Würze der Zugaben.
Besondere Erwähnung verdient der seltene Château Margaux Blanc, einer der wenigen großen trockenen Weißweine des Médoc. Aus einer Parzelle alter Sauvignon-Blanc-Reben gekeltert, besticht er durch exotische Aromen von weißem Pfirsich, Akazienblüten und einer mineralischen Salzigkeit.
Die Handschrift der Jahrhunderte
Die Geschichte des Guts reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, doch seinen eigentlichen Ruhm erlangte es im 18. Jahrhundert unter der Ägide der Marquis de La Colonilla. Das heutige Schloss, 1810 von Louis Combes im Stil eines antiken Tempels erbaut, wurde zum Symbol für die Verbindung von architektonischer und viniferer Perfektion.
Nach schwierigen Phasen im 20. Jahrhundert erlebte das Château unter der Führung der Mentzelopoulos-Familie (seit 1977) eine Renaissance. Die legendäre Direktorin Corinne Mentzelopoulos und ihr Önologe Paul Pontallier führten Margaux zurück an die Weltspitze – mit technischer Innovation bei gleichzeitiger Bewahrung der traditionellen Eleganz.
Der Wein – Poesie im Glas
Ein großer Jahrgang von Château Margaux offenbart sich als sinnliches Spektakel: In der Nase entfalten sich Duftschichten von Veilchen, schwarzen Johannisbeeren, Zedernholz und einer subtilen erdigen Note. Am Gaumen besticht er durch seine seidige Textur, die perfekt ausbalancierte Säure und Tannine von samtenem Schliff. Die Länge des Finishs – oft minutenlang – hinterlässt den unauslöschlichen Eindruck absoluter Harmonie.
Jahrgänge wie 1900, 1953, 1982, 1990, 2000 und 2015 gelten als Ikone ihrer Dekaden. Der 2015er etwa, einer der letzten unter Pontalliers Ägide, vereint in traumhafter Weise kraftvolle Dichte mit schwebender Leichtigkeit – ein Charakteristikum des Hauses.
Kult und Kontinuität
Was Château Margaux von anderen Premier Crus unterscheidet, ist diese einzigartige Kombination aus duftiger Zartheit und struktureller Präzision. Während Latour und Lafite mit Macht beeindrucken, überzeugt Margaux durch aristokratische Finesse. Selbst in weniger spektakulären Jahrgängen bewahrt der Wein stets seine unverwechselbare Identität.
Heute setzt Direktorin Aurélien Valance diese Philosophie fort: strengste Selektion (nur etwa 40% der Ernte werden als Grand Vin ausgebaut), schonende Vinifikation und langer Ausbau in neuen Barriques. Das Ergebnis sind Weine für die Ewigkeit – der 2005er etwa wird erst um 2050 seinen Höhepunkt erreichen.
Ein Vermächtnis der Schönheit
Château Margaux steht für die Überzeugung, dass wahrer Luxus in der Subtilität liegt. Seine Weine verführen nicht durch plakative Kraft, sondern durch unendliche Nuancenreichtum – wie ein perfekt komponiertes Musikstück, dessen Melodie noch lange nach dem letzten Schluck weiterklingt.
Wer je eine Flasche dieses legendären Weins öffnen durfte, versteht, warum Thomas Jefferson Margaux als "den sinnlichsten aller Bordeaux" pries und der Dichter Baudelaire in ihm "die Essenz des Südens" verewigte. Hier wird nicht einfach Wein gemacht – hier wird Geschichte geschrieben, Glas für Glas.
Château Margaux 1900 – Die vergöttlichte Essenz des Bordeaux
In der langen Reihe legendärer Jahrgänge von Château Margaux ragt der 1900er wie eine Erscheinung heraus – ein Wein, der selbst nach 124 Jahren noch als einer der vollkommensten Bordeaux aller Zeiten gilt. In einer Epoche gekeltert, als die Weinbereitung noch ganz der Intuition und handwerklichen Meisterschaft überlassen war, verkörpert dieser Wein die reine Seele des Margaux-Terroirs. Weinkenner sprechen mit Ehrfurcht von seiner "überirdischen Anmut", Kritiker wie Michael Broadbent nannten ihn schlicht "perfekt".
Das Jahr 1900 bescherte dem Médoc ideale Bedingungen: Ein warmer, sonniger Sommer mit genau zum richtigen Zeitpunkt fallendem Regen ließ Trauben von außergewöhnlicher Reife und Konzentration gedeihen. Die Lese erfolgte unter perfekten Bedingungen – von Hand, wie selbstverständlich in jener Zeit. Was damals in den Fässern von Château Margaux entstand, sollte alle Dimensionen des Möglichen sprengen.
Der 1900er Margaux offenbart sich heute in einer Farbe, die zwischen tiefem Rubin und bernsteinfarbenem Mahagoni oszilliert – erstaunlich frisch für sein Alter. Sein Duft ist ein Konzert der Sublimität: getrocknete Rosenblätter, schwarze Kirschen, Trüffel, Zedernholz und eine kaum fassbare mineralische Note, die an den feinen Kies des Margaux-Bodens erinnert. Mit jedem Schluck entfaltet sich eine Symphonie aus reifen Pflaumen, Veilchen, Tabak und einer Spur von dunkler Schokolade – getragen von Tanninen, die trotz des Alters noch immer ein seidenes Netz spannen.
Was diesen Wein wirklich unsterblich macht, ist seine paradoxe Vereinigung von scheinbar widersprüchlichen Qualitäten: kraftvoll und doch federleicht, komplex und doch von kristalliner Klarheit, uralt und doch von jugendlicher Vitalität. Der britische Weinautor Hugh Johnson beschrieb ihn als "flüssiges Bordeaux-Pantheon", während der amerikanische Sammler Robert Drouhin bezeugte: "Kein anderer Wein dieser Welt atmet solche aristokratische Lässigkeit."
Die wenigen noch existierenden Flaschen – geschätzt weniger als zwei Dutzend weltweit – sind zu Museumsstücken geworden. Bei der Versteigerung der Sammlung von Rodenstock 2006 erzielte eine Flasche über 25.000 Dollar. Doch sein wahrer Wert liegt jenseits des Materiellen: Der 1900er Margaux ist ein lebendiges Denkmal der Weinbaukunst, ein Beweis, dass große Weine die Zeit nicht nur überdauern, sondern sie transzendieren können
Hier nun einige Verkostungsnotizen der Chateau Margaux Weine:
Château Margaux 1900
Der sicherlich größte 1900er und eines der größten Weinmonumente aller Zeiten ist Margaux. Dreimal durfte ich diese Weinlegende bisher verkosten. 1993 auf unserer Jahrhundertprobe, 1994 auf der großen Probe im Landhaus Bacher in der Wachau und 2000 auf meiner eigenen Raritätenprobe. Jedes mal hat mich dieser Wein mit seiner tollen Aromatik sprachlos gemacht. Zuletzt 2000 habe ich notiert: die Quintessenz von Rotwein, die Aromen schießen aus dem Glas, Röstaromen!, unglaublicher, perfekt gereifter, zeitloser Wein, der Zeichen setzt 110/100!!! Sehr beeindruckt hat mich damals, wie ein guter Weinfreund, selbst Winzer von Weltruf, den Margaux mit Tränen in den Augen verkostete. Mit welcher Demut sich ein solcher Spitzenwinzer diesem Weinmonument näherte, das machte nachdenklich (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Château Margaux 1926
Broadbent: Einträge von Mitte der 1970er bis Ende der 1980er, beständig gut, mit dem unnachahmlichem Margaux-Duft, der sich im Glas entfaltete. Entsprechender Geschmack. Reich, aber delikat. Zuletzt auf Desais Verkostung im Mai 1987 in Los Angeles degustiert. ***** (5) Sterne
Château Margaux 1947
Einer der großen Stars des Jahrgangs ist Margaux in der Vandermeulen Abfüllung. 1994 auf der Margaux-Probe im Landhaus Bacher die Kraft und die Herrlichkeit! Massiver, konzentrierter Stoff, portig, Kaffee, Explosion am Gaumen und sehr lang - 100/100. Über 30 Verkostungsnotizen aus den letzten 10 Jahren. Immer ganz vorne dabei. Mehrere sensationelle Kopf-an-Kopf-Duelle mit Conseillante auf 100 Punkte Niveau, zuletzt 2003. 2006 auf einer Probe wieder traumhaft kräuterige Aromatik mit viel Minze, unglaublich dicht und kräftig am Gaumen mit toller Süße und irrer Länge, ein Riese – 100/100. Ende 2006 brauchte der erst etwas verschlossen wirkende Margaux Luft, dunklere Farbe als der im Vergleich getrunkene Conseillante, deutlich mehr Kraft, baute im Glas spektakulär aus, dicht, kraftvoll, Schmelz ohne Ende, malzig, cremig, unglaubliche Länge, sicher noch Potential für 20 mehr Jahre – 100/100. 2007 mehrfach ein außerweltlicher Riese mit Süße, Fülle, Opulenz, aber auch perfekter Struktur und immer noch Tanninen – 100/100. Ein Wein, der noch Potential für mindestens ein Jahrzehnt hat (Quelle: winterminator.com Dr. Becker)
Château Margaux 1959
Sehr gut hat sich Margaux entwickelt, ein Anfangs unterschätzter Wein, der immer mehr zulegt. 1994 aus einer perfekten Nicolas Flasche hatte er eine junge Farbe und wirkte mit seinen präsenten Tanninen einfach noch zu jung – 93/100. Ein Jahr später eine perfekte, reifere Flasche im Sonora – 95/100. Zuletzt 2001 in einer Probe gegen Haut Brion nur 2. Sieger, aber auf was für einem Niveau! Eine deutlich schwächere Flasche 2007 auf René Gabriels großer Margaux-Probe. Recht gefällig die Nase mit feiner Süße und Kakaobohnen in Bitterschokolade, aber am Gaumen fehlte für einen 1er Cru aus einem solchen Jahr einfach die entsprechende Konzentration und Struktur – 91/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Château Margaux 1979
Ein großer Erfolg in 1979 ist Margaux. Seit meiner ersten Begegnung 1988 in Hannover hat mich dieser seidige, elegante Wein mit seiner feinen, rotbeerigen Frucht immer wieder fasziniert. Meist mit 92-94/100 bewertet. Ausreißer nach oben war 2000 eine perfekte Flasche, traumhafte Nase, auch am Gaumen Margaux in Perfektion, seidig, sehr lang - 96/100. Zuletzt zweimal 2007, sehr elegant, feinduftig, rotbeerig, ein eher ein schlanker, filigraner, aber sehr betörender Wein mit seidiger Struktur, der sich noch länger auf 93/100 Niveau halten wird (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Château Margaux 1983
Parker N° 95 (01.10.1994) : 96 Trinkreife : -2030 Tasted 14 Times Since Bottling With Consistent Notes. The 1983 Margaux is a breathtaking wine. The Cabernet Sauvignon grapes achieved perfect maturity in 1983, and the result is an astonishingly rich, concentrated, atypically powerful and tannic Margaux. The color is dark ruby, the aromas exude ripe cassis fruit, violets, and vanillin oakiness, and the flavors are extremely deep and long on the palate with a clean, incredibly long finish. This will certainly be a monumental wine, but it remains stubbornly backward and at least a decade away from maturity.
1. Historische Eckdaten
Gründung: 12. Jahrhundert (erstmals erwähnt)
Goldenes Zeitalter: 18. Jh. unter Marquis de la Colonilla
Moderne Ära: Seit 1977 im Besitz der Familie Mentzelopoulos
Standort: Margaux, Médoc (Bordeaux, Frankreich)
Klassifikation: 1er Grand Cru Classé (1855)
2. Terroir & Weinberge
Rebfläche: 92 Hektar (davon 87 ha für Rotwein)
Boden: Dünne Kiesauflage über tiefem Kalkstein („Pyrenäenkies“)
Rebsorten:
Cabernet Sauvignon (75%)
Merlot (20%)
Petit Verdot & Cabernet Franc (5%)
Durchschnittsalter der Reben: 45 Jahre
3. Architektonisches Juwel
Château-Neubau: 1810 von Louis Combes (Perle des Napoleon-III-Stils)
Moderner Weinkeller: 2015 von Norman Foster entworfen (ökologisch, unterirdisch)
4. Die Weine im Überblick
Wein | Charakteristik | Preis (€/Flasche) | Top-Jahrgänge |
---|---|---|---|
Château Margaux (Grand Vin) | Seidig, floral, endlose Länge | 600–5.000+ | 1900, 1961, 1982, 1990, 2000, 2005, 2015, 2018 |
Pavillon Rouge (Second Wine) | Zugänglicher, fruchtbetont | 150–300 | 2009, 2016, 2019 |
Pavillon Blanc (Weißwein) | 100% Sauvignon Blanc | 300–600 | 2015, 2017, 2020 |
5. Legendäre Jahrgänge & Auktionsrekorde
1900: Letzter „Prä-Phylloxera“-Jahrgang, €20.000+
1900: Mythos, 100 Parker-Punkte, €15.000+
2015: Perfekte Balance, €1.200+
6. Produktionsgeheimnisse
✅ Handarbeit:
Manuelle Lese in 4–5 Durchgängen
Optische Selektion
✅ Vinifikation:
Individuelle Gärung je Parzelle
Ausbau: 18–24 Monate in 100% neuen franz. Eichenfässern
✅ Ökologie:
100% biologische Bewirtschaftung (seit 2023)
Biodiversität: 30 Hektar Wälder & Gärten
7. Sensorisches Profil (Grand Vin 2015)
Farbe: Tiefes Rubin mit violetten Reflexen
Nase: Veilchen, schwarze Johannisbeere, Zedernholz, Lakritze
Gaumen: Seidige Tannine, schwebende Textur, 60+ Sekunden Abgang
Reifepotenzial: 50–100 Jahre
8. Wirtschaftliche Bedeutung
Produktion: ~150.000 Flaschen Grand Vin/Jahr
Exportquote: 75% (Top-Märkte: USA, China, UK)
Wertsteigerung: Bis zu 20% p.a. für Top-Millesimes
9. Margaux vs. Lafite – Der Stil-Vergleich
Kriterium | Château Margaux | Château Lafite |
---|---|---|
Stil | Florale Eleganz | Mineralische Strenge |
Terroir | Feinkies + Kalk | Reine Kiesbänke |
Marktwert | Höhere Seltenheit | Größere Bekanntheit |
Star-Jahrgang | 2015 (100P) | 1982 (100P) |
10. Aktuelle Entwicklungen (2024)
🔹 Neue Parzelle: „Le Plateau“ (Erstlese 2025)
🔹 Klimaforschung: Rebsorten-Anpassung (Petit Verdot ++)
🔹 Digitalisierung: Blockchain-Etiketten gegen Fälschungen