Château Latour – Eine Legende des Médoc
Château Latour zählt zu den größten und historisch bedeutendsten Weingütern der Welt. Als einer der vier Premiers Crus des Médoc (klassifiziert im Jahr 1855) steht es für außergewöhnliche Langlebigkeit, strukturierte Tannine und eine unverwechselbare mineralische Präzision. Das Weingut, dessen Name sich von einem alten Verteidigungsturm auf dem Gelände ableitet, verkörpert wie kaum ein anderer Bordeaux die perfekte Symbiose aus Tradition und modernster Weinbautechnik.
Die Geschichte von Château Latour
Die Ursprünge des Weinguts reichen bis ins 14. Jahrhundert zurück, als an der Stelle des heutigen Château ein Wachturm („La Tour“) zur Verteidigung gegen Piraten errichtet wurde. Der Weinbau begann spätestens im 16. Jahrhundert, doch erst im 17. Jahrhundert entwickelte sich Latour unter der Familie de Mullet zu einem der führenden Güter der Region.
Ein entscheidender Wendepunkt war die Klassifizierung von 1855, bei der Château Latour als eines von nur vier Weingütern (neben Lafite, Margaux und Haut-Brion) den Rang eines Premier Grand Cru Classé erhielt. Bis 1963 gehörte das Gut der Familie de Ségur, bevor es an die britische Pearson-Gruppe und später an den französischen Unternehmer François Pinault (Artémis Domaines) verkauft wurde. Unter Pinaults Führung wurde das Weingut modernisiert, ohne dabei seine traditionelle Handwerkskunst zu vernachlässigen.
Das Terroir – Die Grundlage der Größe
Château Latour besitzt eines der außergewöhnlichsten Terroirs des Médoc. Die Weinberge liegen nur wenige hundert Meter vom Gironde-Ufer entfernt, was für ein mildes Mikroklima sorgt und Frostschäden verhindert. Der berühmteste Teil der Rebflächen ist das L’Enclos, ein etwa 47 Hektar großes, von einer Mauer umgebenes Gebiet mit tiefen Kiesböden, die von eiszeitlichen Ablagerungen stammen. Diese mineralischen Böden speichern Wärme und sorgen für eine optimale Wasserregulation, was den Weinen ihre markante Struktur und Konzentration verleiht.
Hauptrebsorte ist Cabernet Sauvignon (ca. 90%), ergänzt durch Merlot, Cabernet Franc und Petit Verdot. Die strenge Selektion und die geringen Erträge (oft nur 35–40 Hektoliter pro Hektar) garantieren höchste Qualität.
Der Wein – Macht und Eleganz
Ein großer Latour ist ein Wein von monumentaler Tiefe und beeindruckender Langlebigkeit. In jungen Jahren präsentiert er sich oft verschlossen, mit kraftvollen Tanninen und Aromen von schwarzen Johannisbeeren, Zedernholz, Bleistiftminen und feuchter Erde. Mit der Zeit entwickeln sich komplexe Nuancen von Tabak, Leder, Trüffel und unterirdischen Gewürzen.
Die Grand Vin-Abfüllung reift etwa 18 bis 24 Monate in neuen französischen Barriques, ohne dabei seine Frische zu verlieren. Legendäre Jahrgänge wie 1961, 1982, 1990, 1996, 2003, 2009, 2010 und 2016 zählen zu den besten Weinen, die je im Bordeaux produziert wurden. Neben dem Grand Vin gibt es den zweiten Wein Les Forts de Latour und den dritten Wein Pauillac de Latour, die ebenfalls höchste Anerkennung genießen.
Innovation und Nachhaltigkeit
Château Latour war eines der ersten Spitzenweingüter, das vollständig auf eine nachhaltige Bewirtschaftung umstellte. Seit 2015 wird der gesamte Weinbau nach biologischen Grundsätzen betrieben, und seit 2018 ist das Gut offiziell biologisch zertifiziert. Gleichzeitig setzt Latour auf modernste Kellertechnik, darunter optische Traubensortierung und präzise Temperaturkontrolle, um die Reinheit des Terroirs optimal einzufangen.
Ein weiteres Zeichen für die Modernität des Guts war die Entscheidung, ab dem Jahrgang 2012 nicht mehr am En Primeur-System teilzunehmen. Stattdessen lässt das Weingut die Weine länger im Keller reifen und bringt sie erst dann auf den Markt, wenn sie trinkreif sind – eine radikale, aber von Sammlern geschätzte Veränderung.
Fazit
Château Latour ist mehr als nur ein Wein – es ist ein Symbol für zeitlose Qualität und unnachgiebige Perfektion. Sein charakteristischer Stil, geprägt von mineralischer Strenge, dunkler Frucht und beispielloser Alterungsfähigkeit, macht ihn zu einem der faszinierendsten Weine des Bordeaux. Wer einen großen Latour verkostet, erlebt nicht nur die Essenz des Médoc, sondern auch ein Stück französischer Weingeschichte.
Der legendäre Jahrgang 1961 im Details:
Château Latour 1961 gilt als einer der legendärsten Weine des 20. Jahrhunderts und wird von Weinkennern und Kritikern weltweit hoch geschätzt. Hier ist eine Einschätzung basierend auf allgemein verfügbaren Informationen und Expertenmeinungen:
1961 war ein außergewöhnliches Jahr in Bordeaux, geprägt von idealen Wetterbedingungen – einem warmen, trockenen Sommer und einer perfekten Erntezeit. Dies führte zu Weinen von außergewöhnlicher Konzentration, Tiefe und Langlebigkeit.Charakter und Bewertung
- Aroma und Geschmack: Der 1961er Latour ist bekannt für seine komplexe Aromatik – schwarze Früchte (Cassis, Brombeere), Leder, Tabak, Trüffel und mineralische Noten. Mit über 60 Jahren Reife zeigt er eine bemerkenswerte Balance zwischen kraftvollen Tanninen, lebendiger Säure und einer samtigen Textur.
- Qualität: Robert Parker verlieh diesem Wein 100/100 Punkten und beschrieb ihn als einen der größten Bordeaux aller Zeiten. Andere Kritiker wie Jancis Robinson oder Wine Spectator loben ebenfalls seine Perfektion und Alterungsfähigkeit.
- Aktueller Zustand: Selbst im Jahr 2025 (heute, 21. März) wird ein gut gelagerter Château Latour 1961 noch außergewöhnlich sein, vorausgesetzt, die Flasche wurde unter optimalen Bedingungen aufbewahrt (kühl, dunkel, stabil). Schlecht gelagerte Flaschen könnten jedoch an Qualität verloren haben.
Markt und Wert
- Preis: Auf Auktionen und im Fachhandel liegt der Preis für eine Flasche Château Latour 1961 heute oft zwischen 3.000 und 6.000 Euro (oder mehr), abhängig von Provenienz und Zustand. Es ist ein Sammlerstück und eine Investition.
- Verfügbarkeit: Sehr selten, da nur begrenzte Mengen produziert wurden und viele Flaschen bereits getrunken oder in Privatsammlungen gelandet sind.
Der Château Latour 1961 ist ein Wein von historischem Rang, der auch heute noch – über sechs Jahrzehnte nach seiner Ernte – als Benchmark für Bordeaux-Weine gilt. Wenn du die Gelegenheit hast, ihn zu probieren oder zu besitzen, ist es ein Erlebnis der Extraklasse, vorausgesetzt, die Lagerung war einwandfrei. Hast du eine spezifische Frage dazu, etwa zur Lagerung oder einem Kauf?
Hier nun einige Verkostungsnotizen zum Chateau Latour:
Chateau Latour 1934
1934 Geborene sollten kein Problem haben, einen guten Tropfen aus ihrem Geburtsjahr zu finden. Quer durch Europa wurden 1934 sehr gute Weine erzeugt. Für Bordeaux gilt 1934 als der beste Jahrgang der 30er Jahre. Da gibt es noch viel zu entdecken und auch der Wineterminator greift bei guterhaltenen 34ern immer noch gerne zu. (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Chateau Latour 1945
Noch ein langes Leben dürfte Latour haben. 1995 aus perfekter 1tel(bn) mit typischer Minznase, immer noch deutlichen Tanninen und kräftiger Säure, im selben Jahr auf Willi Krählings Latourprobe intensive Minznase, wie sie ein perfekter Mouton 45 haben sollte, voll entwickelt, zuletzt 2000 wieder eine junge Flasche, Minze, Eukalyptus, spröde, öffnet sich nur zögerlich - traumhaftes Depot, braucht in guten Flaschen noch 1 bis 2 Jahrzehnte (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Chateau Latour 1952
Eine Latour Magnum hatte 1996 eine kräftige Farbe, Tabaknase, war noch sehr jung, kräftig, gute Zukunft - 92/100. Zuletzt 2006 wieder ein klassischer Latour mit noch verdammt junger Farbe und der typischen, leicht bitteren Walnuß-Aromatik – 94/100. Ein Wein mit noch reichlich Zukunft (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Chateau Latour 1959
Latour wirkte 1993 auf einer Probe im 59er Vergleich schlank, unreif, sehr kräftige Säure, ließ von seinem Potential nicht viel raus - 94/100. 1995 auf Willi Krählings Latour-Probe aus der Magnum dann die Kraft und die Herrlichkeit – 100/100. Im selben Jahr dann noch schlichtweg außerirdisch gut aus einer Marie-Jeanne und – der Supergau! – aus einer fehlerhaften Imperiale. Danach noch mehrfach aus Flaschen unterschiedlicher Güte. Zuletzt 1999 auf einer Best Bottle dichte Farbe, dekadente Süße, Power, leichte Minze, unglaublich, das war 59 Latour wie ich ihn kenne und liebe - 100/100. Im Sommer 2005 dann noch eine perfekte 1tel auf 100/100 Niveau. Vier Wochen später auf Sylt hielt ich ihn blind eingeschenkt für deutlich jünger und wähnte mich bei 82 Leoville las Cases. So jung, auch in der Farbe, so dicht, so massive Tannine, so kompakte Frucht. Ein für die Ewigkeit gemachter Wein, der in perfekt gelagerten Flaschen wie dieser unbedingt ein paar Stunden vorher dekantiert, besser aber noch ein paar Jahre weggelegt gehört – 97/100. Zuletzt 2007 auf Chateau Latour in zwei Varianten. Grandios die ex-Chateau Flasche. Superfarbe ohne jedes Alter, vielschichtige Traumnase, auch am Gaumen so dicht, so jung, so kraftvoll, unglaublich komplex, Latour in Vollendung, ein Weinmonument, gemacht für die Ewigkeit – 99/100. Die Flaschen aus einem kalten Loire-Keller wirkten erstaunlicherweise etwas reifer mit einer Extra-Portion Süße, aber auch kräuterigen, floralen Aromen – 98/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Chateau Latour 1961
Zu den ganz großen Weinen des letzten Jahrhunderts gehört Latour. Doch gibt es auch hier leider unterschiedliche Abfüllungen. Die bessere – der überwiegende Teil der Flaschen – wurde im Mai gefüllt, die schlechtere im Oktober. Und ausgerechnet letztere hatten wir 1995 auf Willi Krählings großer Latour-Probe aus der Magnum. Schade, der Wein wirkte im Vergleich zu 59,62 und 64 etwas eindimensional und wurde seinem Ruf nicht gerecht – 93/100. Natürlich kommt bei solchen Weinen noch dazu, dass durch die Lektüre euphorischer Probennotizen Erwartungen geweckt werden, die kein Wein erfüllen kann. Meine zweite Flasche, im Sommer 1995 bei Jörg Müller, war schon ein ganz anderes Kaliber, mit unbändiger Kraft und noch viel zu jung. Die berühmten 100 Punkte suchte ich aber vergeblich im Glas – 97/100. Die dritte Flasche, 1997 in einer 61er Probe, stammte aus einem miserabelen Keller und hatte einen schlechten Füllstand. Sensationelle Farbe, Nase und Gaumen perfekter, reifer Cabernet, aber auch etwas kräuterig, da schmeckt man die schlechte Füllhöhe, in dieser Form nicht mehr als 96/100, massig Tannine, aber die Frucht ist weg (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
Chateau Latour 1966
Parker N° 129 (01.06.2000) : 96 Trinkreife : 2000-2020 The wine of the vintage, the 1966 Latour is a classic, old style Bordeaux that has required decades to become drinkable. A dark, opaque garnet color is followed by a fabulous nose of cedar, sweet leather, black fruits, prunes, and roasted walnuts, refreshing underlying acidity, sweet but noticeable tannin, and a spicy finish. This powerful, vigorous, immensely impressive, concentrated Latour has reached its plateau of maturity, where it will remain for another 10-20 years.
Chateau Latour 1985
Parker N° 129 (26.06.2000) : 89 Trinkreife : -2020 This wine was tasted at a vertical tasting held in Charlotte, North Carolina several days before the Christie tasting. The Latour staff spoke far more highly of the 1989 than my experience has shown. It possesses many characteristics that make great vintages of Bordeaux so alluring - softness, overripeness, and sweet fruit. The problem is that there are insufficient quantities of these components. An evolved dark ruby color reveals amber at the edge. The nose offers aromas of caramel, coffee, ripe black cherry and currant fruit, cedar, and spice box. Although medium-bodied, with low acidity, the wine lacks richness in the mid-palate, and is surprisingly abrupt in the finish. It is a very fine, delicious Latour, but it is hard to believe it will attain the weight and flavor dimensions its producers suggest.
Chateau Latour 1990
Latour, ist das nun ein Jahrhundertwein oder nicht? Meine ersten Flaschen in der zweiten Hälfte der 90er zeigten Kraft und Potential ohne Ende, waren aber recht unzugänglich. Drei Wahnsinnsflaschen 2000, alle bei 100/100. 2001 auf der 90er Probe und anschließend zweimal aus eigenen Beständen wieder sehr verschlossen. 2002 in einer Probe grandioser Bordeaux in Perfektion - 100/100. 2003 erstaunlich zahm. 2004 im Vergleich fruchtiger, schmeichlerischer als 82, aber mit weniger Druck und Power, langfristig ist 82 der größere Wein. 2005 und 2006 mehrere halbe Flaschen, zugänglich und verschlossen zugleich - ließen wenig raus, aber die massiven Tannine sind auch nicht deutlich spürbar. Zuletzt 2007 ein Spaßwein par Excellence mit üppig-schokoladiger Nase, schon ins Exotische gehender Aromatik. Zwar auch mit Kraft und Struktur, aber auch sehr weichen Tanninen. Wird nicht zu den langlebigsten Latours gehören - 97/100 (Quelle: wineterminator.com Dr. Becker).
1. Historische Eckdaten
Gründung: 14. Jahrhundert (erste urkundl. Erwähnung 1331)
Moderne Ära: Seit 1963 im Besitz der Pinault-Familie (Kering-Gruppe)
Standort: Pauillac, Médoc (Bordeaux, Frankreich)
Klassifikation: 1er Grand Cru Classé (1855)
Rebfläche: 92 Hektar, davon 47 ha im „L’Enclos“ (Herzstück)
2. Terroir & Geologie
✅ Boden:
Tiefe Kiesbänke (Garonne-Kies)
Eiszeitliche Ablagerungen mit Tonader
✅ Rebsorten:Cabernet Sauvignon (92%)
Merlot (7%)
Petit Verdot (1%)
✅ Durchschnittsalter der Reben: 60 Jahre (älteste: 100+ Jahre)
3. Die Weine im Überblick
Wein | Charakteristik | Preis (€/Flasche) | Top-Jahrgänge |
---|---|---|---|
Grand Vin de Château Latour | Kraftvoll, mineralisch, langlebig | 800–10.000+ | 1961, 1982, 1990, 2000, 2003, 2009, 2010, 2016 |
Les Forts de Latour (Second Wine) | Zugänglicher, fruchtiger | 150–400 | 2005, 2012, 2015, 2018 |
Pauillac de Latour (Third Wine) | Früh trinkbar | 80–150 | 2014, 2017, 2019 |
4. Revolutionäre Entscheidungen
🔹 2012: Ausstieg aus der En Primeur-Vermarktung
Eigenes Lagernetzwerk mit klimatisierten Kellern
🔹 Biodiversität:
100% biologische Bewirtschaftung seit 2015
Hecken & Bienenstöcke zwischen den Rebzeilen
5. Legendäre Jahrgänge & Auktionsrekorde
1864: Älteste trinkbare Flasche (€25.000+)
1961: 100 Parker-Punkte, €5.000+
2000: „Jahrhundertwein“, €3.000+
2010: Letzter En-Primeur-Jahrgang, €1.200+
6. Produktionsgeheimnisse
✅ L’Enclos-Parzelle:
Herzstück des Château´s !
Handlese in bis zu 8 Durchgängen
✅ Vinifikation:
Konkrete Gärtanks (bessere Temperaturkontrolle)
Ausbau: 18 Monate in 100% neuen Eichenfässern
✅ Alterung:
sehr hohes Potential
7. Sensorisches Profil (Grand Vin 2009)
Farbe: Undurchdringliches Purpur
Nase: Schwarze Kirsche, Graphit, Zedernholz, Trüffel
Gaumen: Dichte Tannine, saftige Frucht, mineralischer Abgang
Reifepotenzial: 50–80 Jahre
8. Wirtschaftliche Fakten
Produktion: ~150.000 Flaschen Grand Vin/Jahr
Marktwert: Höchste Preisstabilität unter 1er Crus
Auktionsumsatz: #2 nach Lafite (Quelle: Liv-ex)
9. Latour vs. Mouton – Pauillac-Vergleich
Kriterium | Château Latour | Château Mouton |
---|---|---|
Stil | Mineralisch, strukturiert | Opulent, künstlerisch |
Rebsorten | 92% Cabernet Sauvignon | 81% Cabernet Sauvignon |
Vermarktung | Ab Château (reif) | En Primeur |
Kultfaktor | „Eisenfaust im Samthandschuh“ | Künstleretiketten |
10. Aktuelle Entwicklungen (2024)
🔹 Neue „L’Enclos“-Studien: 3D-Bodenkartierung
🔹 Klimawandel-Strategie:
Spätreifende Klone
Experimente mit Petit Verdot
🔹 Digitalisierung:
NFT-Zertifikate für Top-Flaschen